„The only word that Elizabeth knows in Italian is Bulgari!“, wusste Richard Burton von seiner Filmpartnerin und späteren Ehefrau Liz Taylor zu erzählen. Tatsächlich verbindet man seit den 1950ern kaum einen Namen mehr mit italienischem Glamour, Glanz und Dolce Vita als Bulgari. Doch was macht die Faszination dieser Marke aus? Was ist so typisch italienisch? Ein Gespräch mit der international renommierten Expertin Amanda Triossi.
Dorotheum myART MAGAZINE: Erinnern Sie sich noch an Ihr erstes Bulgari-Stück?
Amanda Triossi: Meine Schmucksammlung ist eigentlich gar nicht so sehr von Bulgari bestimmt, wie man meinen könnte! Die ersten Erfahrungen mit Bulgari machte ich, als ich 1986 bei Sotheby’s anfing. Meine finanziellen Möglichkeiten waren damals eher begrenzt und so begann ich, Sachen zu sammeln, die mir persönlich gefielen, aber allgemein nicht so gefragt waren: nämlich Schmuck aus den 1960er- und 1970er-Jahren. Er galt als völlig unmodern – ich aber fand ihn witzig. So waren manche Stücke von Bulgari in dieser Zeit günstig zu haben.
Was braucht es aus Ihrer Sicht, um Juwelen-Experte zu werden?
Zum einen sicher großes fachliches Wissen. In meinem Fall erfolgte der Zugang über das Kunstgeschichtestudium in Cambridge. Meine Dissertation widmete ich dem Thema Juwelen in Bildern der Frührenaissance.
Zum anderen ist die Erfahrung das Wichtigste. Man sammelt sie in internationalen Auktionshäusern, wo täglich die unterschiedlichsten und außergewöhnlichsten Objekte zu sehen sind! Oft spezialisieren sich Händler auf bestimmte Gebiete, aber die Vielfalt und damit die Erfahrung fehlen dann bisweilen.
Was würden Sie jemand Jungem, der an Juwelen interessiert ist und sammeln will, raten? Worauf gilt es besonders zu achten?
Zunächst einmal sollte man immer sammeln, was einem persönlich gefällt – Schmuck soll ja primär getragen werden. Weiters empfehle ich, abhängig vom Budget, immer das qualitativ Beste zu kaufen. Das Schmuckstück sollte natürlich in sehr gutem Zustand sein. Dringend abraten würde ich vom Kauf eines Stückes, das zum Beispiel überarbeitet und deshalb günstiger ist.
Das Faszinierende ist, Stücke zu einer Sammlung zusammenzutragen, die ursprünglich vielleicht gar nicht zusammengehört haben. Was eine Sammlung zu einer solchen macht, liegt im Auge des Sammlers. Zuerst braucht der angehende Sammler eine Idee, was er sammeln will. Broschen zum Beispiel werden derzeit wenig getragen. Auf dem Markt findet sich aber eine größere Zahl, und sie sind durchaus günstig zu bekommen. Hier könnte man zum Einstieg noch überlegen, welche Epoche oder Motive einen interessieren. Das wäre dann schon ein Anfang!
Wie würden Sie das Verhältnis zwischen dem Auktionswesen und dem Bekanntheitsgrad von Markenschmuck beurteilen? Verändert sich der Blickwinkel auf eine Marke?
Heute ist großes Interesse an signierten Stücken zu beobachten. Dabei wird der eine das Augenmerk eher auf das Objekt selbst, der andere ausschließlich auf die Marke richten. Faktum ist: Signierte Stücke sind deutlich teurer als unsignierte – auch wenn sie in der Qualität der Steine und in der Verarbeitung vergleichbar sind.
Ich möchte Ihre Frage gerne an einem konkreten Beispiel beantworten: Die Serpenti von Bulgari waren Schmuckstücke, die überwiegend auf Anfrage gefertigt und von einer exklusiven Klientel getragen wurden. Der breiten Öffentlichkeit waren sie weniger bekannt, und in den 1980ern wurde schließlich die Produktion eingestellt. Als die Serpenti ab 2009 wieder populärer wurden, begann Bulgari eine neue Serie aufzulegen, die man gleich mit einem großen Werbeetat promotete. Davon profitiert auch das Auktionswesen: Kunden, die noch Serpenti aus den 1960ern und 1970ern haben, bringen diese in Auktionen ein. Aufgrund des Bekanntheitsgrades der neu aufgelegten Serie erhoffen sie sich gute Ergebnisse – die sich bei Vintage-Stücken in gutem Zustand auch erzielen lassen! Die ursprünglichen Serpenti sind selten, in Auktionen aber noch zu finden. Da es eine sehr große Zahl von Fälschungen auf dem Markt gibt, sind Nachforschung und vor allem Erfahrung notwendig, um sicherzustellen, dass es sich um ein Original handelt. Hier punkten natürlich die Experten von Auktionshäusern: Sie wissen, worauf zu achten ist.
Je besser das Ergebnis für eine Serpenti bei einer Auktion, desto begehrter wird das Produkt – das wirkt sich dann auch auf die neu erzeugten Serpenti aus. Diese Verbindung zwischen Marke und Auktionswesen können Sie übrigens auch bei den Panthère-Stücken von Cartier beobachten!
Viele Stars tragen auf dem Red Carpet tollen Schmuck …
In der Vergangenheit hatten die Stars eine, wenn Sie so wollen, aufrichtigere, ernsthaftere Beziehung zu Juwelen als heute. Niemand hat Liz Taylor dafür bezahlt, bestimmte Juwelen zu tragen! Heute besitzen nur noch wenige Stars eine eigene Schmucksammlung. Mir fallen gerade einmal Gina Lollobrigida, Barbra Streisand und Nicole Kidman ein.
Immer wieder ist vom „typisch italienischen Stil“ die Rede. Gibt es den tatsächlich? Und wenn ja: Wie würden Sie ihn beschreiben? Alle sprechen von diesem italienischen Stil … Einfach ausgedrückt: Er ist lässig elegant. Das gilt auch für die Mode. Im Schmuckbereich merkt man das bei Bulgari etwa am Materialmix: Anhänger mit Farbsteinen und Diamanten werden auf einer Kordel getragen, oder Keramik wird mit Gold zu einer eigenen Schmuckserie verarbeitet.
Der französische Stil ist vielleicht formaler, manchmal femininer als der italienische, der geradliniger und klarer ist.
Hatten Sie je das Bedürfnis, Ihre eigene Schmucklinie zu kreieren? Nein, ich glaube, ich bin nicht sehr kreativ! Ich liebe Juwelen, sie üben eine große Anziehung auf mich aus, aber als Historikerin bin ich besser im Beurteilen von Juwelen.
Amanda Triossi von der Fellow Gemmological Association of Great Britain ist Schmuckhistorikerin, Autorin, Kuratorin, Dozentin zur Geschichte des Schmuckdesigns westlicher Prägung und freie Beraterin von Luxusgüterherstellern. Sie war Beraterin bei Bulgari, hat den Aufbau eines Archivs zur Unternehmens- geschichte geleitet und in Zusammenarbeit mit der Familie Bulgari die Heritage Kollektion aufgebaut.
Astrid Fialka-Herics ist Leiterin der Abteilung Uhren und Juwelen, Expertin für Juwelen, Juristin und gelernte Goldschmiedin.
Auktion Juwelen
Donnerstag, 20. Oktober 2016 – 14.00 Uhr
Palais Dorotheum Wien