Faszination Diamant

Sie gelten als das härteste in der Natur vorkommende Material, entfalten durch einen perfekten Schliff einmalige Glanzmomente und bündeln auf kleinstem Volumen Vermögen und Wertbeständigkeit. Betrachtungen über Diamanten.

Immer wieder fragen Interessierte, warum gerade Diamanten so begehrte Anlageobjekte seien, und ebenso oft erhalten wir positives Feedback von Kunden über den Erlös, den sie beim Verkauf von Diamanten über eine Auktion im Dorotheum erzielten. Die Gründe dafür sind vielfältig: Diamanten gelten als anpassungsfähig, variabel und zeitlos. Als meist farbneutrale Steine passen sie sich allen Farbtrends problemlos an, und aufgrund ihrer Härte können Diamanten aus ihrer jeweiligen Fassung herausgenommen und zu neuen Schmuckkreationen verarbeitet werden – ob in Kombination mit anderen Farbsteinen oder als funkelnde Solitäre. Die Seltenheit des über Milliarden von Jahren unter hohem Druck und Hitze kristallisierten Kohlenstoffes – denn nichts anderes ist ein Diamant – resultiert zum einen aus dem Verhältnis zum umgebenden Muttergestein in den diamanttragenden Pipes, das bei eins zu einer Million liegt, und zum anderen aus der technisch sehr aufwendigen und finanziell kostspieligen Förderung und Extrahierung. Zudem liegt der Anteil der geförderten Diamanten, die sich aufgrund ihrer Qualitätsmerkmale überhaupt für die Schmuckverarbeitung eignen, deutlich unter der Hälfte der weltweit geförderten Menge. Der überwiegende Teil findet als Industriediamanten im technologischen Bereich Verwendung.

Diamantring 6,71 ct, Platin 950, Diamant im Smaragdschliff 6,71 ct, zwei Diamanten im Trapezschliff zus. ca. 0,25 ct, Schätzwert € 70.000 – 120.000
Diamantring 6,71 ct, Platin 950, Diamant im Smaragdschliff 6,71 ct, zwei Diamanten im Trapezschliff zus. ca. 0,25 ct, Schätzwert € 70.000 – 120.000

Zwar lässt sich das exakte Alter eines Steines nicht genau feststellen, allerdings geben die im Lauf der Zeit entwickelten Schliffformen und die Proportionen der geschliffenen Steine Auskunft darüber, in welchem Zeitrahmen die Bearbeitung des Steins erfolgte. Bereits im 15. Jahrhundert wurden die oktaederförmigen Rohdiamanten in der Mitte auseinandergeschnitten, wodurch zwei Steine mit abfallenden und zueinander führenden Kanten entstanden. Die Flächen wurden mit Diamantstaub poliert und die Steine mit der Spitze nach oben verarbeitet. Den ersten historisch verbrieften Verlobungsring mit einem Diamanten dieser Art erhielt Maria von Burgund anlässlich ihrer Verlobung mit Maximilian von Österreich im Jahr 1477. Mit dem Anstieg der technischen Möglichkeiten, die vor allem von flämischen Diamantschleifern ausgingen, entwickelten sich immer weitere Schliffformen. So wurden der Rosenschliff, bei dem der Stein auf der Unterseite eben ist und kuppelförmig facettiert nach oben ragt, und die ersten Formen des Smaragdschliffes hervorgebracht. Mit steigender Perfektion der Steinschleifkunst folgten immer facettenreichere Steine in unterschiedlichsten Schliffformen. Sie alle hatten ein Ziel: dem jeweiligen Diamanten das Maximum an Feuer und Farbe zu entlocken!

Brillantbrosche Hufeisen zus. ca. 11,10 ct, Schätzwert € 26.000 – 32.000
Brillantbrosche Hufeisen zus. ca. 11,10 ct, Schätzwert € 26.000 – 32.000

Heute erfreuen sich neben dem klassischen Brillantschliff vor allem Diamanten im Smaragd- sowie im Navette- oder Marquiseschliff besonderer Beliebtheit.

In welcher Form ein Rohdiamant geschliffen wird, hängt wesentlich von der Fachkenntnis des Schleifers ab: Er erkennt, wie sich das vorhandene Rohmaterial ideal in Form bringen, aber auch, wie sich eine optimale Größe erhalten und höchstmögliche Reinheit und Brillanz erzielen lässt. Neben den unter dem Begriff der „4 Cs“ (für Clarity, Carat, Color und Cut) bekannten Qualitätsmerkmalen gewinnen heute aber noch weitere Beurteilungsfaktoren bei Diamanten an Bedeutung. So wird bei größeren Steinen auch auf die Fluoreszenz geachtet. Sie tritt bei Diamanten aufgrund bestimmter mineralischer Stoffe – insbesondere Bor – auf und lässt solche Steine bei UV-Licht zumeist blau leuchten. Bei niederen Farbstufen kann dieser Effekt den Stein in einer höheren Farbstufe erscheinen lassen. Fluoreszenz, die sich lediglich bei rund einem Drittel aller Steine findet, gilt nicht als typisches Qualitäts-, sondern als Identifikationsmerkmal – sie bildet also eine weitere individuelle Eigenschaft eines Steines.

Bei größeren Steinen wird aufgrund ihrer chemischen Zusammensetzung zudem zwischen Typ-I- und den sehr seltenen Typ-II- Steinen unterschieden, die keinen oder einen kaum feststellbaren Anteil an Stickstoff aufweisen. Zu dieser Gruppe zählen bedeutende historische Diamanten wie der Cullinan, der mit einem Rohgewicht von 3.106 ct im Jahr 1905 nahe Pretoria, Südafrika, gefunden wurde. Die neun größten daraus geschliffenen Diamanten zieren bis heute die britischen Kronjuwelen. Auch der sagenumwobene blaue Hope-Diamant mit einem Gewicht von 45,52 ct, benannt nach einem seiner Besitzer, dem britischen Bankier Henry Philip Hope, zählt zu den Typ-IIb-Diamanten. Der letzte private Besitzer des Steines, der Juwelier Harry Winston, schenkte ihn 1958 der Smithsonian Institution in Washington DC, zu der zahlreiche Forschungs- und Bildungseinrichtungen sowie Museen gehören.

Boucheron Diamantarmband, ca. 55 ct erzielter Preis € 146.750
Boucheron Diamantarmband, ca. 55 ct erzielter Preis € 146.750

Das Interesse an zu Schmuck verarbeiteten Diamanten ist ungebrochen. Juwelen, die von namhaften internationalen Juwelieren hergestellt werden beziehungsweise eine bedeutende Provenienz vorweisen können, erzielen bei internationalen Auktionen im Dorotheum Spitzenpreise. Diamantbesetzte Kostbarkeiten aus dem Hause Cartier oder Bulgari – um nur zwei Vertreter zu nennen – erhalten Zuschläge, die ein Vielfaches des reinen Materialwertes ausmachen. Zu Recht, denn die Erfahrung und die handwerkliche Fertigkeit in der Haute Joaillerie, verbunden mit der hohen verarbeiteten Steinqualität und der Kreativität der Designer, spiegelt sich in jedem dieser Einzelstücke wider.

Astrid Fialka-Herics ist Leiterin der Abteilung Schmuck und Uhren im Dorotheum, Expertin für Juwelen, Juristin und gelernte Goldschmiedin.

AUKTION

Juwelen, 25. Mai, 13 Uhr
Saal-Auktion mit Live Bidding

Tel. +43-1-515 60-303
juwelenauktion@dorotheum.at

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