Einbandkunst in Wien um 1900

Im Rahmen der Autographen-Auktion am 27. Juni 2024 gelangen neben zahlreichen weiteren Exemplaren der Wiener Einbandkunst um 1900 zwei exzeptionelle Prachteinbände zur Versteigerung.

F. W. Papke Glückwunschadresse für Erzherzog Ludwig Viktor, 1902 Schätzwert € 1.000 – 2.000
F. W. Papke
Glückwunschadresse für
Erzherzog Ludwig Viktor, 1902
Schätzwert € 1.000 – 2.000

Anlässlich seines 60. Geburtstags erhielt Erzherzog Ludwig Viktor (1842–1919), der jüngste Bruder Kaiser Franz Josephs I., einen ganz besonderen Widmungsgruß: Der Landesverein vom Roten Kreuz der Steiermark übersandte dem Erzherzog als seinem Protektor eine in Wien vom weltbekannten Kunstbuchbinder F. W. Papke gefertigte Glückwunschadresse, deren Einband zu den Höhepunkten der Einbandkunst um 1900 zu zählen ist. Der in sehr gutem Zustand befindliche Ledereinband weist eine perfekt auf Hochglanz polierte Lackschicht auf, die dem Einbanddeckel den edlen Charakter von Schildpatt oder politiertem Wurzelholz verleiht. Das zentrale, von Hand geritzte erzherzogliche Wappen wird von einer barockisierenden Goldbordüre und vier weiß emaillierten Wappenschilden mit transluziden roten Kreuzen dezent eingefasst. Erzherzog Ludwig Viktor, genannt „Luziwuzi“ und vor allem wegen seines exaltierten Lebensstils bekannt, wird als Kunstkenner die zeitlose Eleganz dieser außergewöhnlichen Glückwunschadresse wohl zu schätzen gewusst haben.

Otto Prutscher Ehrenbürgerdiplom Deutsch-Altenburg, 1906 Schätzwert € 5.000 – 10.000
Otto Prutscher
Ehrenbürgerdiplom
Deutsch-Altenburg, 1906
Schätzwert € 5.000 – 10.000

Der Architekt und Designer Otto Prutscher (1880–1949), Bruder des Architekten Hans Prutscher, schuf 1906, nur vier Jahre später, einen Prunkeinband des Jugendstils, dessen Design anderen Einbänden der Zeit um Lichtjahre voraus war. Der damals 26-Jährige erhielt wohl über den bekannten Kabarettisten und Karikaturisten Carl Hollitzer den Auftrag, das Ehrenbürgerdiplom der Marktgemeinde Deutsch-Altenburg in Niederösterreich für Hollitzers gleichnamigen Vater zu gestalten. Prutschers rückseitig signierter Entwurf wurde vom erprobten Metallspezialisten Nikolaus Stadler ornamental in Messing getrieben und mit Aufschrift sowie MalachitApplikationen versehen. Die Ehrenbürgerurkunde, die lang als verschollen galt und nun zur Auktion gelangt, weist im Text ein großes Aquarell von Remigius Geyling sowie handgezeichnete Vorsätze mit rotbraunem Wellenmotiv hinter ganzseitigem Goldnetz auf. Otto Prutscher hat als Kunsthandwerker eine breite Produktpalette abgedeckt; hiermit schuf er ein bibliophiles Meisterwerk – eine Urkunde als Kunstwerk der Wiener Moderne.

AUKTION

Autographen, Handschriften, Urkunden

 Online Auktion
27. Juni 2024, 14 Uhr
Palais Dorotheum, Dorotheergasse 17, 1010 Wien

books@dorotheum.at
Tel. +43-1-515 60-389

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