Im Victoria and Albert Museum in London fesselt das Shannongrove-Collier aus der späten Bronzezeit die Aufmerksamkeit der Expertin Astrid Fialka-Herics und lenkt auf das wohl begehrteste Edelmetall aller Zeiten und Kulturen, Märchen und Mythen: Gold.
Gold jetzt im KHM
Gold ist nun auch im Kunsthistorischen Museum in Wien Thema. Die Ausstellung „Das erste Gold, Ada Tepe: Das älteste Goldbergwerk Europas“ beleuchtet das älteste Goldbergwerk Europas und die daraus hervorgegangenen Schätze der Bronzezeit auf der Basis aktuellster Forschung.
Die Geschichte des Goldes
Gold ist nicht nur ein die Jahrtausende überdauerndes Edelmetall von kulturübergreifender Bedeutung – es ist seit jeher auch Ausdruck von Macht und Größe, Symbol für irdischen Reichtum und göttliche Weisheit, Visualisierung von feinster handwerklicher Geschicklichkeit und tradierter Fertigkeit sowie wertsicheres Tauschmittel.
Frühe Hochkulturen und Bronzezeit
In den neolithischen Kulturen waren Schmuckstücke stark religiös geprägt: Amulette und Talismane sollten die Toten auf ihrer Reise ins Jenseits begleiten. Gold wurde lediglich vereinzelt zur Verzierung und Veredelung verwendet. Aus Gold ganzheitliche Schmuckstücke zu fertigen bedeutete eine Revolution in der Materialwahl: Vielfach wurden Grundmaterialien wie Knochen, Steine oder Holz vollständig durch das edle Metall ersetzt.
Im Zwischenstromland zwischen Euphrat und Tigris beherrschten Sumerer, Akkader, Babylonier und Assyrer bereits ab 3.500 v. Chr. unterschiedliche Verarbeitungstechniken: Biegen, Treiben, Gravieren fanden bei der Fertigung von Kopf- und Halsschmuck, Ringen, Armspangen oder Pektoralen Anwendung.
In der frühen Bronzezeit wurde das handwerkwerkliche Können vor allem auf Kreta durch Filigran- und Granulationstechnik verfeinert. Man erweiterte das Angebot an Schmuckstücken um Ohrschmuck, Diademe, verschiedene Nadeln (Fibeln), aber auch Siegelringe.
Shannongrove-Collier
Das nach seinem Fundort im Moor benannte Shannongrove-Collier aus dem Victoria and Albert Museum stammt aus der späten Bronzezeit und entstand um 800 bis 700 v. Chr. in Irland. Es gibt Zeugnis von einer herausragenden Fertigungstechnik und von profunder handwerklicher Geschicklichkeit, die sich über Jahrhunderte vom südlichen Mittelmeer über den Vorderen Orient bis nach Nordeuropa ausgebreitet haben. die Ornamente sind ein anschauliches Beispiel für die Technik der Granulation. Dabei werden die geformten Kügelchen ohne Zusatz von Lot mit der Unterlage verschweißt. Die Schwierigkeit liegt darin, keines der beiden Metalle zu schmoren.
Obwohl neben Kupferlagerstätten auch zahlreiche Goldvorkommen in Irland bekannt waren und die meisten Goldgeräte dieser Zeit aus Irland stammen, wurde neuesten Erkenntnissen zufolge bei zahlreichen dieser irischen Schmuckstücke Gold aus Cornwall und Südengland verarbeitet. Offenbar setzte man das irische Gold lieber als Tauschgegenstand ein, als dass man es verarbeitete.
Mittelalter
Ab dem Mittelalter stand der Goldschmied ursprünglich im Dienste des Hofes oder der Kirche, so erlangte er im ausgehenden Mittelalter als Handwerker Selbstständigkeit. Zu seinen Auftraggebern gehörte nun auch das wirtschaftlich erstarkte Bürgertum, dessen Geschmack und Diktion sich in den kostbaren Arbeiten widerspiegeln. Schmuckstücke ergänzten oder ersetzten imperiale und sakrale Objekte. Die handwerklichen Fähigkeiten und die theoretischen Kenntnisse über die Geheimnisse der Metalle, oft in engem Zusammenhang mit Alchemie stehend, wurden von Generation zu Generation weitergegeben. So entstanden im Laufe der Jahrhunderte Schmuck- und Ziergegenstände von unnachahmlicher Präzision.
Selbst die Möglichkeit, die Farbe des Goldes durch Beimengung von Kupfer rötlich und durch jene von Silber weißlich zu färben, war den Goldschmiedemeistern damals schon bekannt.
Im 20. Jahrhundert
Im 20. Jahrhundert machten dann internationale Häuser wie Cartier oder Bulgari ihr Markenzeichen daraus, die unterschiedlichen Farben von Gold in einzelnen Schmuckstücken zu kombinieren. Klare Formen heben den Farbkontrast deutlich hervor und machen ihn dank neu entwickelter Fertigungstechniken besonders gut sichtbar – wie etwa in den sogenannten Tubogas-Bändern, die sich schlangenartig an den Hals beziehungsweise Arm schmiegen. Das Metall Gold inspiriert Künstler und begeistert seine Träger. Ungebrochen ist daher die Faszination, die Gold in seinen unterschiedlichen Formen und Farben bis heute ausübt.
Shannongrove Collier (Abbildung oben)
Geprägter Goldkragen, Irland, späte Bronzezeit (wahrscheinlich 800 bis 700 vor Christus)
Given by Col. C. K. Howard Bury © Victoria and Albert Museum, London