Auktion Zeitgenössische Kunst: Japanische Nachkriegsavantgarde

Geballte Energie

Mit „GI (Das Spiel)“ von Kazuo Shiraga gelangt eine bedeutende Arbeit der japanischen Gutai-Gruppe im Dorotheum am 27. November 2019 zur Auktion Zeitgenössische Kunst.

Kazuo Shiraga zählt zu den bedeutendsten Künstlern der japanischen Nachkriegsavantgarde; er gehörte der 1954 in Osaka gegründeten Künstlervereinigung Gutai an. Hauptcharakteristik von Kazuo Shiragas Werk ist die Malweise mit den Füßen, die er bis zu seinem Tod unverändert beibehielt. Bereits im Dezember 1953 hatte der Künstler begonnen, die Farbe und das Pigment nicht mehr mit den Händen auf die Leinwand aufzutragen; er arbeitete fortan fast ausschließlich mit seinen Füßen.

Kazuo Shiraga, GI (Das Spiel), 1991, Öl auf Leinwand, 73 x 60,5 cm, Schätzwert € 240.000 – 280.000

 

 

„Schafft etwas, was vor euch noch niemand geschaffen hat. Hütet euch davor, andere nachzuahmen“ – aus dem Manifest der Gruppe Gutai, verfasst von ihrem Gründer Jiro Yoshihara 1956

„Something comes out of your subconscious“ – Kazuo Shiraga

 

 

Durch das Streben nach Unmittelbarkeit und Spontaneität offenbarte sich den jungen Künstlern das menschliche Seelenleben in all seiner Tiefe; sie arbeiteten mit dem Einsatz des gesamten Körpers und mithilfe ihrer geistigen Kraft die Kriegsgeschehnisse in ihren Kunstwerken auf. Die extrovertierten Arbeitsweisen der japanischen Künstler, das performative Malen mit Händen und Füßen, Happenings und Installationen visualisierten das Erlebte, und so fand die junge performative Kunst große Beachtung auch in Amerika und Europa. Die von Jori Yoshihara, dem Ältesten der Gutai-Künstler und Begründer der Bewegung, formulierten Leitsätze im Gutai-Manifest: „Schafft etwas, was vor euch noch niemand geschaffen hat. Hütet euch davor, andere nachzuahmen“, legen nahe, dass sich die japanischen Künstler intensiv mit sich, ihrer eigenen Geschichte und Kultur auseinandersetzten. Michel Tapié, Theoretiker des Informel, stellte Gutai und die Arbeiten der Gruppe schon Ende der 1950er-Jahre als das japanische Pendant zum Informel in Europa der Öffentlichkeit vor, wobei „Informel“ als Oberbegriff für die verschiedenen Kunstrichtungen dient, die sich auf die nicht-geometrische Traditionslinie abstrakter Malerei gründen. Dazu zählen unter anderem Gutai, Informel, Abstract Expressionism, Minimal Art, Arte Povera, Art Brut und Tachismus.

Für die zeitgenössische Malerei war Gutai eine bedeutende Bewegung, die auf der einen Seite die Aktion des Künstlers selbst und auf der anderen Seite die Materialisierung der Malerei zum Thema machte. In den Werken von Kazuo Shiraga wird deutlich, wie die Spuren der heftigen Aktion des Künstlers und die Materialität der Farbe, obgleich im Widerspruch stehend, einander die Hände reichen. Diese beiden, die Aktion und die Materialität der Farbe, bildeten in seinen Werken zeitlebens eine Einheit. Im Jahr 1971 trat Kazuo Shiraga als Priesteranwärter der Tendai-Sekte in den buddhistischen Tempel Enryaku-ji auf dem Mount Hiei ein. Seine religiöse Bildung zum buddhistischen Mönch schloss er 1974 ab, von da an bis zu seinem Tod 2008 setzte er sich noch intensiver mit der Malerei auseinander.

INFORMATIONEN zur AUKTION

Auktionsdatum: Auktion Zeitgenössische Kunst, 27. November 2019, 18.00 Uhr

Auktionsort: Palais Dorotheum, Dorotheergasse 17, 1010 Wien

Besichtigung: 16. November 2019 –27. November 2019

Informationen: Petra Schäpers, Expertin für Moderne und Zeitgenössiche Kunst im Dorotheum

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