JUGENDSTIL: AUS DER SAMMLUNG SCHEDLMAYER

Hermi und Fritz Schedlmayer lebten und erlebten Kunst im wahrsten Sinne des Wortes. Teile ihrer Sammlung, die erst vor kurzem im Leopold Museum zu sehen war, stehen im Zentrum einer Dorotheum-Auktion im Juni.

„Ich finde die Begriffe ‚Ausschmückung‘ und ‚Dekoration‘ im Zusammenhang mit Kunst nicht abwertend, sondern einfach bereichernd.“ Dieser Satz Fritz Schedlmayers trifft Lebensgefühl und Kunstverständnis des Sammlerehepaares auf den Punkt. Über viele Jahrzehnte waren Hermi und Fritz Schedlmayer wesentlich daran beteiligt, dass sich eine Aufbruchsstimmung für die Kunst des Fin de Siècle in Österreich herausbildete und sich diese als hochwertiges Sammelgebiet etablieren konnte.

Der Zugang zum Kunstsammeln eröffnete sich ihnen über eine desolate leere Villa in Baden bei Wien, die sie 1989 erwarben. Das Haus, das einst vom Architekten, Designer und Secessionisten Otto Prutscher umgebaut worden war, beeindruckte die Neubesitzer durch seine Gestaltung und Raumaufteilung. Die Hingabe und Akribie, mit der das Sammlerpaar bestrebt war, den historischen Kontext der Villa wiederherzustellen, sucht in Österreich seinesgleichen.

Fortan brachten nicht nur Gemälde, Skulpturen und Grafiken Leben in die Badener Villa; insbesondere bildete das Kunstgewerbe, allen voran Entwürfe von Otto Prutscher, das Herzstück einer außergewöhnlichen Sammlung. Aus einer intensiven Auseinandersetzung und tiefem Verständnis für den Künstler heraus legte Hermi Schedlmayer zudem das Fundament für ein neues Archiv zu Prutscher mit Materialien, Entwürfen und Publikationen. Gleichzeitig bestärkte sie Museen zu Ausstellungen und veranlasste großzügige Schenkungen an sie.

Mit einer Ausstellung im Leopold Museum erfuhr die Sammeltätigkeit des Ehepaars Schedlmayer jüngst entsprechende Würdigung. Eine Auswahl exemplarischer Werke sollte ein Kunstverständnis veranschaulichen, das Otto Prutschers Werk in einen neuen Kontext zu Josef Hoffmann und Dagobert Peche setzte und ihm die verdiente Anerkennung zukommen ließ.

Auch Hermi und Fritz Schedlmayer würdigten die Haptik, über die der Kunsthistoriker Max Eisler in den 1920er-Jahren schrieb: „Unser erster bestimmter Wunsch vor diesen Dingen geht dahin, sie in die Hand zu nehmen, sie im Griff zu spüren und etwas von dem Wohlgefühl zu gewinnen, das der Künstler bei dieser Handarbeit empfunden hat.“ Das ist „einfach bereichernd“ – auch für jene, die Gelegenheit haben, nun ausgesuchte Stücke aus der Sammlung Schedlmayer in der Auktion Jugendstil zu erwerben.

Zur Autorin: Magda Pfabigan ist Jugendstil-Expertin in Dorotheum.

 

No Comments Yet

Comments are closed




Auktions-Höhepunkte, Rekord-Preise und spannende Kunst-Geschichten. Mit dem Dorotheum Blog sind Sie immer am Puls des Auktionsgeschehens!


Archive