Dem schnellen Espresso – einer Cafè-Bar nach italienischem Vorbild – gelang in Wien in den 1950ern der Siegeszug. Als Gegenbewegung zu den traditionellen Kaffeehäusern sprach es jüngeres Publikum an. Jukeboxen statt Klavierspieler, extravagantes Design statt traditioneller Caféhauseinrichtung. Schnell einen starken Kaffee einzunehmen, auch im Stehen an der Bar, war das neue Lebensgefühl. Das erste Espresso in Wien war 1950 übrigens das „Café L’Europe“ am Graben, es gab den Impuls zu weiteren Eröffnungen.
Bis Ende der 1960er Jahre sank die Zahl der klassischen Kaffeehäuser um fast die Hälfte, während sich Espressi sehr schnell verbreiteten. Allmählich verschmolzen aber die Merkmale der Espressi und der Kaffeehäuser, Espressomaschinen gab es anstatt Karlsbader Kaffee auch in den klassischen Kaffeehäusern, Espressi boten vermehrt Platz zum Sitzen und auch die Zeitung zum längeren Verweilen fehlte nicht mehr.
Für die Ausstattung wurden renommierte Architekten und Designer beauftragt. Emil Stejnar war in den 1950er Jahren einer der bedeutendsten Wiener Designer von Lampen und Leuchten. Er arbeitete für den Wiener Leuchtenhersteller Rupert Nikoll. Der 1939 geborene ausgebildete Gold- und Silberschmied gestaltete um 1955 für das „Ohne Pause Espresso“ am Wiener Graben ein außergewöhnliches Leuchtmittel: Eine Kugelleuchte aus Messing mit aufgesetzten Glaskugeln und -blüten. Das Design für seine Lampen empfand Stejnar, der ein besonderes Interesse für Astrologie und Okkultes hat, oft Sternenexplosionen nach. So wirft seine Kugellampe leuchtende Schatten auf Wand und Decke.
Das „Ohne Pause Espresso“ war im abgetrennten Foyerbereich des gleichnamigen Kinos am Wiener Graben im ersten Bezirk untergebracht. Es sollte modern und gemütlich sein. Die Luster wurden kombiniert mit erbsengrünen Plastikhockern.