In unserer kommenden „Design First“ Auktion am 15. März 2018 erwarten Sie zwei außergewöhnliche Tische: der eine wurde von dem Bildhauer Giacomo Manzú, und der andere von dem Architekten David Adjaye entworfen. Bei beiden handelt es sich um besondere Werke zeitgenössischer Kunst, mit brillantem Design und aus hochwertigsten Materialen gefertigt. Ihre genialen Schöpfer lassen hier die Grenzen zwischen Kunst, Design und funktionellem Möbelstück verschwimmen.
Wer steckt hinter diesem einzigartigen Design?
Überirdisch und surreal wirkt das Design dieser eleganten Metalltische, als wäre es nicht von dieser Welt, und trotzdem passt es wunderbar in unser weltliches Umfeld.
Giacomo Manzù
Der italienische Künstler und Bildhauer Giacomo Manzù zeichnet sich für das Design des Tisches mit dem goldenen Ast auf dem eine Glasoberfläche thront, verantwortlich. Um das perfekte goldene Finish zu erreichen, verwendete er hierfür eine von ihm eigens kreierte Bronze-, Gold- und Silberlegierung. Ursprünglich entwarf Manzù den Tisch 1963 für sein Haus in Bergamo, wo er bis zum Verkauf des Anwesens, inmitten von seinen Skulpturen, blieb. Seitdem befand sich das Möbelstück in Familienbesitz und wurde bis vor Kurzem im Museum Arte Moderna in Bergamo aufbewahrt. Bei der kommenden Auktion liegt der Schätzwert dieses einzigartigen Tisches zwischen 220.000 und 280.000 Euro.
Sir David Frank Adjaye OBE
David Adjaye, Architekt britisch-ghanaischer Herkunft, entwarf im Jahr 2015 den futuristisch anmutenden „Bronze Sniper“ Tisch in Zusammenarbeit mit Sawaya & Moroni. Hergestellt aus lediglich einem einzigen Stück polierter Bronze – sozusagen aus einem Guss – steht der Tisch mit drei Beinen, fest auf dem Boden. Die Grenzen zwischen klassischem Möbelstück und Skulptur sind bei diesem Objekt fließend. Dabei handelt es sich um das erste Objekt einer limitierten Auflage von insgesamt zehn Tischen. Der Schätzwert unserer Expertin liegt hier zwischen 190.000 und 250.000 Euro.
Der Bildhauer und der Architekt
Sie fragen sich vielleicht, wie ein Bildhauer und ein Architekt dazu kommen, Tische zu entwerfen? Beide haben bereits skulpturale Werke zeitgenössischer Kunst entworfen, welche auch als Möbelstücke verwendet werden können.
“Non abbiate paura della natura”
“Habt keine Angst vor der Natur”
1908 als Sohn eines Schuhmachers im italienischen Bergamo geboren, starb Giacomo Manzú 1991, im Alter von 82 Jahren, in Ardea bei Rom. Er wurde vor allem für sein umfangreiches, skulpturales Werk bekannt; sein bevorzugtes Arbeitsmaterial war Bronze. Viele seiner Skulpturen befinden sich bis heute im Umkreis seiner Heimatstadt. Der talentierte Autodidakt schöpfte seine Inspiration sowohl in der Kunst des antiken Griechenland als auch in mittelalterlichen Steinskulpturen.
Das Motiv des Zweiges zieht sich wie ein roter Faden durch das gesamte künstlerische Werk von Giacomo Manzú; am bekanntesten davon ist die „Porta della Morte“ („Todespforte“) in St. Peter in Rom. Um deren Reliefs zu kreieren, verwendete der Künstler die gleiche Legierung wie bei dem „Ast“-Tisch. In den frühen 1950er Jahren vom Vatikan in Auftrag gegeben, wird diese im Rahmen von Trauerprozessionen als Ausgang verwendet. Der Türgriff ist in der Form eines Zweiges gestaltet und steht stilistisch in Verbindung mit dem Design des Tisches – Manzú verband damit die „Traci di Vita“ (Lebensinstinkte).
Obwohl sein Auftraggeber und Freund, Papst Johannes XXIII., auf eine rasche Fertigstellung bedacht war, ließ sich der Künstler viel Zeit, um das Relief fertigzustellen. Trotz wiederholter Aufforderung, erlebte der Papst die Fertigstellung des Reliefs nicht mehr: 1964, ein Jahr nach seinem Tod wurde das Relief feierlich eingeweiht. Als Vermächtnis seiner Verbundenheit zu dem Verstorbenen widmete der Künstler Johannes XXIII. ein Porträt.
Nach 1945 zog es ihn kurzfristig nach Salzburg, wo er seine zukünftige Ehefrau Inge kennenlernte. Sie wurde zur Muse für seine Porträts und Skulpturen. In dieser Zeit entstand die „Porta d’Amore“ des Domes zu Salzburg, bei welcher er ebenfalls das Zweigmotiv verwendete.
Sir Adjaye, Ritter der „Tafelrunde“
Sir Frank David Adjaye zählt weltweit zu den bekanntesten und erfolgreichsten Architekten der Gegenwart. 1966 in Dar es Salaam als Sohn ghanaischer Eltern geboren, zog seine Familie als er noch ein Kind war nach England. Aufgrund seiner herausragenden architektonischen Leistungen, wurde ihm 2007 der Orden des Britischen Empire verliehen. Zehn Jahre später erhob ihn die englische Königin in den Ritterstand und das TIME Magazine listete ihn unter die einhundert einflussreichsten Persönlichkeiten 2017.
Nach der Eröffnung seines Architekturbüros im Jahre 1994, wandelte er es aufgrund des wachsenden Erfolges im Jahre 2000 in die Partnergesellschaft „Adjaye Associates“ um. Die Headquarters der Firma befinden sich in England und den USA, mit Niederlassungen in London, New York und Accra. Die Gesellschaft betreut am laufenden Band und höchst erfolgreich zahlreiche Projekte auf der gesamten Welt; das bisher größte davon war das 540 Mio. Dollar teure Design für das Smithsonian Institute National Museum of African American History and Culture. 2016 feierte das Museum in Washington Eröffnung.
Photo by Rex Hammock: https://www.flickr.com/photos/rexblog/27067872274
Zu dem umfangreichen Portfolio seiner Firma zählen unter anderem auch Designs für andere beeindruckende und berühmte architektonische Strukturen wie beispielsweise Ausstellungen, Möbel und selbstverständlich auch Gebäude. Eines seiner bekanntesten Projekte ist das Design für den Pavillon der 56. Biennale in Venedig 2015. Aktuell arbeitet Adjaye an dem neuen UK Holocaust Memorial. Bei seinem Werk „Bronze Sniper“ experimentiert er mit verschiedenen Materialien und verwandelt Möbelstücke und Räume in funktionelle Kunstobjekte.