Großes Interesse an österreichischer Kunst
Österreichische Kunst mischte auch dieses Jahr wieder vorne mit. In fast allen Sparten des Dorotheum sind österreichische Künstler mit Top-Preisen vertreten.
Der wiederentdeckte Künstler
Als Mitbegründer der Secession (1897) u. a. gemeinsam mit Gustav Klimt, Kolo Moser und Carl Moll war Josef Engelhart zu seinen Lebzeiten einer der wichtigsten und erfolgreichsten Maler Österreichs. Trotzdem geriet er nach seinem Tod aber zunehmend in Vergessenheit. Erst in den letzten Jahren wurde wieder vermehrt das Augenmerk auf diesen bedeutenden Künstler gelenkt. Diese Wiederentdeckung beschert neun Bildern des Secessionisten Engelhart (€ 582.400,-) das Vielfache des Schätzwertes und somit Weltrekordpreise für ihn in der Klassischen Moderne Auktion. Sie wurden bei der Weltausstellung in St. Louis 1904 ausgestellt.
Wiener Werkstätte
Seine weitaus bekannteren Secessionskollegen Josef Hoffmann und Kolo Moser gründeten 1903 gemeinsam die Wiener Werkstätte. Für diese waren sie als künstlerische Leiter tätig. Ziel war es das Kunsthandwerk gegenüber der industriellen Produktion zu fördern. Die Produkte der Wiener Werkstätte gehören zu den gefragtesten Sammlerstücken der Welt. Das Dorotheum konnte hier herausragende Ergebnisse erzielen: Hoffmanns Sitzbank (€ 94.255) für einen Warteraum im Sanatorium Purkersdorf, seinem ersten großen Projekt oder eine streng geometrische silberne Teekanne (€ 149.900). Aber auch Kolo Moser ließ mit seiner Muffkette (€ 198.200), die ein Geschenk von Gustav Klimt an seine Freundin Emelie Flöge war, aufhorchen.
Disteln für die Pariser Weltausstellung
Franz Xaver Gruber malte mit Vorliebe Distelstillleben. Dieses besondere Interesse brachte ihm den spöttisch Beinamen Distelgruber ein. Für den großen Meister der Wiener Blumen- und Pflanzenmalerei konnte das bisher höchste Auktionsergebnis für ein Stillleben erreicht werden (€ 50.000,-). Mit der Distel als zentrales Bildthema wählt Gruber eine Pflanze, die nicht im Ruf steht etwas Liebliches oder Schönes zu besitzen. Grubers Qualitäten zeigen sich in der intensiven Auseinandersetzung mit Flora und Fauna. Die realistische Wiedergabe der Tiere und seine Behandlung von verschiedenen Oberflächen, wie etwa die Stacheln und Blätter der Disteln, verdeutlichen sein Talent. Eine Variante dieses Themas von Franz Xaver Gruber wurde auf der Pariser Weltausstellung präsentiert.
„Kunst ist kein Instrument der Diplomatie, sondern Ursprache der Menschheit“
Diese Aussage von Werner Berg kann man wohl auch auf die Kunst von Moll und Walde übertragen.
Carl Moll hielt in einem Venedig-Motiv mit Santa Maria della Salute die Erinnerung an einen Besuch in der Lagunenstadt im Mai 1923 fest und erzielte damit hervorragende 176.670 Euro. Seine Reisen in Länder des Mittelmeerraumes führten ihn immer wieder nach Venedig. Sein Stil entwickelte sich schon deutlich, nach dem Austritt aus der Secessionsbewegung, zu Gunsten einer neuen Hinwendung zur Farbe. Er befreite sich von den Traditionen der Malerei und entfaltete einen gemäßigten Expressionismus. Trotzdem schaffte er immer noch Stimmung und Atmosphäre in seine Bildern.
Werner Bergs „Der Weg zum Sonntagsbesuch“ (€ 149.400) greift das Motiv der bäuerlichen Themenwelt auf. Er webt seine Figuren und die Landschaft in eine Kombination von Schichtenraum und raumgreifenden Elementen, wie den Weg, ein. Alfons Walde ließ mit 344.600 Euro für sein Bild „Einsamer Berghof“ aufhorchen.
Österreichische Kunst bei den Zeitgenossen
Internationale österreichische Künstler
„Ich habe aber etwas Unbestimmtes als Anfang, das ich erst während der Arbeit bestimmen möchte, etwas Geheimnisvolles, das zu verdeutlichen ich mich bemühe, damit es, wenn es da ist, mich überrascht.“ Maria Lassnig
Mit „Hitze der Geschwindigkeit“ (€ 259.200) markierte Maria Lassnig einen Spitzenpreis. Auch Franz West reiht sich hier mit seinen 6 Kodu-Stühlen ein (€ 106.250).