Von Künstlerwerkstätte zur Manege
„In no way restricted“ – ohne jegliche Beschränkung!
Wenn Valy Wieselthier ihre Arbeitsverhältnisse in der „Künstlerwerkstätte“ beschreibt, war dies das oberste Gebot. Für Josef Hoffmann und Koloman Moser war dies selbstverständlich. Forderten sie doch in den frühen Anfängen der Wiener Werkstätte 1905 in ihrem Arbeitsprogramm: „Der Wert der künstlerischen Arbeit und die Idee sollen wieder erkannt und geschätzt werden (… und) was in unseren Kräften liegt, werden wir zu erfüllen trachten.“
Irene (Reni) Schaschl war neben Hertha von Bucher eine der Pionierinnen der Wiener Werkstätten-Keramik. Sie traten im Jahr 1912 in die Kunstgewerbeschule ein und waren gemeinsam mit anderen Künstlerinnen ab Sommer 1917 – also genau vor 100 Jahren – in der Döblergasse 4, Wien, in der „Künstlerwerkstätte“ tätig. Wenn Hoffmann in seinem Arbeitsprogramm weiter forderte: „Es soll die Arbeit des Kunsthandwerkers mit demselben Maß gemessen werden wie die des Malers und Bildhauers (…)“ und zwar in „schlichter, einfacher und schöner Art den Geist unserer Zeit“ versinnbildlichend, haben wir beinahe das Gefühl die phantasievollen Sujets, gewürzt mit satirischem Witz und provozierender Koloristik gehen weit über diesen Anspruch hinaus.
Das „Zirkuspferd“, das in zwei verschiedenen Ausführungen in der kommenden – erstmals in einer großen – Online-Jugendstil-Auktion am 20. September 2017 angeboten wird, vermittelt die narrativ artistisch-expressionistische Ambition vortrefflich: in einer Manege demonstriert sich eine Künstlerin mit gekonnter Leichtigkeit und Beweglichkeit!
Online-Auktion „Jugendstil und Kunsthandwerk des 20. Jahrhunderts“, 20.09.2017 – 16:00 Uhr