Passt es am Körper? Der Geist passt sich an die Stücke, die Stücke an den Raum an. Nur mit dem Menschen, in einer Aktion, werden sie zur Kunst. Man sollte mit ihnen hantieren, gestikulieren, sie an den Körper halten und vieles mehr: Passstücke nannte Franz West seine erstmals in den 1970er Jahren aus Pappmaché oder Gips produzierten Gebilde. „Das Passstück habe ich deshalb gemacht, weil ich es selbst, wenn ich in ein Museum ging, toll gefunden hätte, wenn man aktiv hätte reagieren können“, sagt West über deren Ursprung. Der nie ironiefreie, mit großem Sprachwitz begabte Wiener bezeichnete sie folglich auch als sichtbar gemachte Neurosen oder Prothesen. Hantiert man mit ihnen, kann man sein Inneres nach Aussen bringen. Das „BI 4 (Paßstück)“ ist ein besonders prominentes Einzelstück seiner Art, war es doch als Nummer 4 – von 11 auf weißen Sockeln präsentierten – Passstücken auf der Biennale Venedig 1990 im Österreichischen Pavillon ausgestellt.
Franz West (1947-2012) war einer der bedeutendsten und auch für jüngere Künstlergenerationen einflussreichsten österreichischen Künstler. Großen Einfluss auf sein Werk hatten die Sprachkritik, Philosophie und Psychoanalyse der Wiener Jahrhundertwende sowie der Wiener Aktionismus. Nach der Ausbildung bei Bruno Gironcoli widmete sich West der Malerei sowie der Collagen-Kunst. Erste Ausstellungen absolvierte er in der Galerie nächst St. Stephan. Seit 1985, vertreten von der Galerie Peter Pakesch, war Franz West international bei allen Großausstellungen wie documenta und Biennale vertreten, 1997 im MoMA New York. Bei der Biennale 2011 wurde Franz West mit dem „Goldenen Löwen“ für das Lebenswerk ausgezeichnet.
Auktion
ZEITGENÖSSISCHE KUNST I
25. November 2020
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