Am 6. Mai 2003 öffnete die Dorotheum Repräsentanz Düsseldorf im Zentrum der Altstadt ihre Tore für Kunstsammler und Kulturinteressierte. Seit 20 Jahren leitet Petra Schäpers, Expertin für Moderne und Zeitgenössische Kunst, mit großem Engagement die Niederlassung im Rheinland. Unzählige Beratungsgespräche, Cocktails und Veranstaltungen haben die Repräsentanz zu einem Fixpunkt der Düsseldorfer Auktionsszene gemacht. Ein Gespräch mit Michaela Strebl-Pühringer.
Wie war das damals, vor 20 Jahren? Das Dorotheum Düsseldorf war ja die erste Dorotheum-Niederlassung in Deutschland!
Petra Schäpers: Im Juli 2002 las ich im Kunstmarkt der „FAZ“ eine Information des Dorotheum: Gerade privatisiert, erweitere man nun und expandiere in Deutschland, stand dort. Und sofort schoss es mir durch den Kopf: „Ja, ganz genau. Und ich weiß auch schon, wer das machen wird.“ Gesagt, getan: Martin Böhm, damals erst wenige Monate in seiner Funktion als geschäftsführender Gesellschafter, hatte ich kurz zuvor in Basel kennengelernt, und eigentlich ging dann alles ziemlich schnell: Am 1. Oktober habe ich angefangen und noch rasch eine Einlieferung für die November-Auktion nach Wien gebracht. Da die Zeit nicht mehr reichte, um Transporte zu organisieren, habe ich mich – wie so oft in den vergangenen Jahren – kurzerhand in meinen Wagen gesetzt. Ein kleiner Giacometti-Kopf war es damals, daran erinnere ich mich noch.
Was waren Ihre Vorstellungen und Erwartungen, als die Repräsentanz im Jahr 2003 eröffnet wurde?
Nun, ich war voll Begeisterung und habe gehofft, dass es klappt, dass wir einen Markt etablieren, dass die Rheinländer ins Dorotheum nach Wien einliefern. Es hat funktioniert, das Dorotheum hat Fahrt aufgenommen und ist zu einer Institution in der Stadt geworden … und nicht nur in der Stadt. Das Dorotheum konnte seine Position als mit Abstand führendes Auktionshaus im deutschsprachigen Raum weiter ausbauen. Im Herbst 2003 haben wir ja auch das Dorotheum in München eröffnet, jetzt, 19 Jahre später, ist das Dorotheum in Hamburg dazugekommen.
Wo setzt die Repräsentanz im Rheinland ihre Schwerpunkte?
Eindeutig auf die zeitgenössische Kunst: Düsseldorf ist schon durch die Akademie und die vielen Künstler, die hier leben, eine Stadt für Contemporary. Und ich selbst bin Expertin für zeitgenössische Kunst. In der Repräsentanz betreuen wir Sammler:innen und Kunstinteressierte vor Ort, es gibt regelmäßig Beratungstage und wir veranstalten auch Vorbesichtigungen ausgewählter Auktionsobjekte, Vorträge und Ausstellungen.
Wie hat sich die Auktionsszene in den vergangenen 20 Jahren entwickelt? Gibt es Trends, die gerade für den deutschen Markt relevant sind?
Ja, klar. Immer wieder neue. Das zunehmende Interesse an der Zero-Kunst und der Preisanstieg vor zehn Jahren etwa. Trends und Schnelllebigkeit sind am Kunstmarkt ein großes Thema. Man kann eigentlich immer schwerer voraussagen, was wie laufen wird. Vor zwei Jahren tat sich die klassische Moderne schwer, in der vergangenen Saison lief es großartig.
Was waren Ihre persönlichen Highlights der vergangenen zwei Jahrzehnte?
Größtes Highlight war ein Gemälde von Frans Francken, tatsächlich
ein Fund von einem Dachboden in Berlin. Der Einbringer hatte keinerlei Erwartungen, ein vergleichbares Bild des Künstlers war nie zuvor auf dem Markt gewesen. Das Gemälde war sensationell, ein detailreiches, komplexes mythologisches Thema. Bei der Auktion ging der Preis dann schnell dramatisch in die Höhe, auf über sieben Millionen Euro. Bis heute ist das der höchste Preis für ein Altmeistergemälde im deutschsprachigen Raum!
Welche Top-Werke und besonderen Events sind Ihnen darüber hinaus noch in Erinnerung geblieben?
Wir haben schon früh hohe Ergebnisse für Uecker erzielt. Über die Preise würde man heute schmunzeln, aber damals waren sie führend. Wir hatten die ersten Spitzenpreise für Luther, und ich glaube, wir können sagen, dass wir den Auktionsmarkt für den Künstler wesentlich mitgeprägt haben.
An welche Veranstaltungen erinnern Sie sich besonders gerne zurück?
Ich hatte die Idee, die Vintage-Kleider aus der Sammlung Monika Gottlieb auszustellen, das war damals der Anfang der Vintage-Auktionen im Dorotheum. Lifestyle und Kunst zusammenzubringen war neu in Deutschland, es hat mir irre Spaß gemacht. Die Damen kamen alle in Pucci und Vintage, ein Fest … Besonders gern erinnere ich mich auch an die Friedrich-Becker-Schmuckauktion: Wir haben eine ganze Auktion mit kinetischem Schmuck zusammenstellen können. Und an die Ausstellung von und mit Georg Hornemann.
Was fasziniert Sie an Ihrem Metier?
Die Vielfältigkeit! Ich freue mich heute noch wie ein kleines Kind über ein tolles Bild. „Die Schatzsucherin“ hat es in der Presse einmal über mich geheißen – ist doch nett, oder? Das Unterwegssein mag ich auch, manchmal ist es aber ein bissel viel, gebe ich zu …
Was sind Ihre nächsten Ziele, was wünschen Sie sich als Repräsentantin?
Am liebsten noch mehr Frans Francken entdecken. Oder Vergleichbares – da bin ich ganz offen … (lacht)