Jubiläum Dorotheum München

Ein erster Preview im Gartensaal des Prinzregenten-Theaters im Mai und schließlich am 10. September 2003 die Eröffnung der eigenen Repräsentanz: Seit 20 Jahren ist das Dorotheum mit zahlreichen Beratungstagen und Vorbesichtigungen, Ausstellungen und Cocktails eine Institution in München. Franz Freiherr von Rassler leitet die Niederlassung seit ihren Anfängen mit Umsicht und Herzblut. Ein Gespräch mit Michaela Strebl-Pühringer.

Was gab den Ausschlag, 2003 eine Repräsentanz in München zu eröffnen?

Zu diesem Zeitpunkt, also kurz nach der Privatisierung, war das Dorotheum ja schon seit fast 300 Jahren eine österreichische Institution, allerdings mit nur einer internationalen Repräsentanz, nämlich in Brüssel. Den damals neuen Eigentümern war klar, dass ein Auktionshaus dieser Größe, um sich im internationalen Wettbewerb zu behaupten, expandieren muss. Zuerst nach Deutschland zu gehen, zum größten Handelspartner mit der fast gleichen Sprache, lag auf der Hand. So wurden im Rheinland in Düsseldorf und in München Repräsentanzen eröffnet. Hamburg ist 2022 als dritte deutsche Niederlassung dazugekommen.

Hauptaufgabe der Repräsentanzen ist heute wie vor 20 Jahren, den Kunden nahe zu sein, neue Einlieferungen zu gewinnen und natürlich auch neue Käuferschichten zu erschließen. Mittlerweile hat das Dorotheum in vielen wichtigen Kunstzentren der Welt Niederlassungen und Repräsentanten, darunter Mailand und Rom, Prag und London, Paris und Tel Aviv.

Warum gerade München? Was macht die bayrische Hauptstadt für ein Auktionshaus so interessant?

München war mit seinen Museen und Kunstinstitutionen schon immer ein wichtiger Kunststandort. Ich denke an die große Sammlung der Alten und Neuen Pinakothek, die Rolle der Münchner Schule für die Malerei des 19. Jahrhunderts und die Bedeutung des Blauen Reiters für die Entwicklung der Moderne. Die Pinakothek der Moderne wurde ein Jahr vor dem Dorotheum München eröffnet. Sie steht, wie das Museum Brandhorst, die Sammlung Götz und andere Stiftungen, für das wachsende Interesse der Stadt an zeitgenössischer Kunst.

Auch in unserem Haus, wo Alte Meister, Gemälde des 19. Jahrhunderts und Antiquitäten schon immer ihren angestammten Platz hatten, hat sich der Fokus in den vergangenen beiden Jahrzehnten stark in Richtung zeitgenössische Kunst erweitert. Mittlerweile sind wir in diesem Bereich, meinem Spezialgebiet, zu einer nicht mehr wegzudiskutierenden internationalen Größe geworden.

Dabei war Ihnen die Verbindung zu zeitgenössischer Kunst so gar nicht in die Wiege gelegt …

Ich bin aufgewachsen mit Antiquitäten, Ahnenporträts, einigen Gemälden aus dem 19. Jahrhundert und dem, was sich sonst noch in einem Schloss befindet, in dem eine Familie seit 300 Jahren wohnt. Während meines betriebswirtschaftlichen Studiums in Stuttgart bin ich mit jungen Künstlern und Galeristen zusammengekommen, was zu einer Art Schlüsselerlebnis wurde. Nach der Tätigkeit für Rudolf Zwirner in Köln führte mich der nächste wichtige Schritt nach New York, zu Larry Gagosian. Diese Zeit im Big Apple war umwerfend und zugleich eine harte Schule, ich habe in diesem äußerst schwierigen Markt viel gelernt und sie hat mein Leben bis heute bereichert.

Nach der Rückkehr nach Deutschland bin ich nach ein paar Umwegen beim Dorotheum gelandet, damals ein Ort des Neuanfangs und der Entwicklung, nicht nur für mich, sondern auch für die neuen Eigentümer. Die Möglichkeit, an diesem Prozess aktiv mitzuwirken, hat mich damals fasziniert und tut es noch immer.

Seit zwölf Jahren nicht wegzudenken aus dem Münchner Office: Assistentin Michaela Motz © Marco Schütte
Seit zwölf Jahren nicht wegzudenken aus dem
Münchner Office: Assistentin Michaela Motz
© Marco Schütte

Welche Auktionen und Erfolge sind Ihnen denn aus den vergangenen 20 Jahren besonders in Erinnerung geblieben?

Bei unseren regelmäßigen Beratungstagen, hier in München, aber auch in Stuttgart, Frankfurt und Nürnberg, und dank zahlreicher persönlicher Kontakte konnten wir viele Top-Lots und Millionenobjekte für unsere Auktionen gewinnen: so Unterschiedliches wie eine Weihnachtsszene von Pieter Coecke van Aelst, die auf  1,14 Millionen Euro angesteigert wurde, einen tollen roten Pumpkin von Yayoi Kusama oder einen frühen Jawlensky, den mir ein Kunde ungerahmt gebracht hat, mit der Bemerkung, er stamme aus dem Besitz des Arztes von Jawlensky. Ich konnte die ungewöhnliche Provenienz zuerst gar nicht glauben, bis sie von der Jawlensky-Stiftung in Locarno tatsächlich bestätigt wurde.

Wenn Sie Bilanz ziehen und einen Blick in die Zukunft werfen wollen …

Die Verbindung von Tradition, Erfahrung, Wissen, Vielfalt und ein moderner, zukunftsweisender Auftritt mit einer starken Internetpräsenz sind das, wofür das Dorotheum steht. Heute sind wir als Dorotheum mit über 200 Millionen Euro Jahresumsatz ein großes, weltweit agierendes Haus und das mit Abstand größte Auktionshaus im deutschsprachigen Raum.

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