Der Muliar ist der Größte

Am 12. Dezember 2024 wäre Fritz Muliar 105 Jahre alt geworden. An diesem Tag wird eine Auswahl persönlicher Stücke aus dem Nachlass des berühmten Künstler-Ehepaars Franziska und Fritz Muliar versteigert.

Fritz Muliar und Franziska Muliar-Kalmar bewegten sich in Österreichs Künstlerkreisen ebenso wie in der Politik. Dokumente und Fotos aus ihrem Nachlass, die nun zur Versteigerung gelangen, geben die Stimmung der Nachkriegszeit wieder, als die berufliche Laufbahn des Ehepaars Fahrt aufnahm. Fritz Muliar wurde als Schauspieler, Komödiant, Autor und Regisseur bekannt. Franziska Muliar-Kalmar, ebenfalls Schauspielerin, war unter anderem lange Zeit für Amnesty International tätig, ab 1955 kannte das heimische TV-Publikum ihr Gesicht: Sie war die erste Fernsehsprecherin des ORF.

Das Elternpaar ging „voller Liebe und Respekt durchs Leben“. Die Auktion soll, so der Wunsch der Söhne Alexander und Martin Muliar, die Bedeutung der Eltern im gesellschaftlichen Leben würdigen. Im Haus der Familie in Groß-Enzersdorf nahe Wien gingen Schauspielkollegen, Maler und Politiker ein und aus. Mit Elfriede Ott verband Fritz Muliar eine lebenslange Freundschaft. Fritz Muliar (1919–2009) war als Schauspieler im komischen Fach ebenso zu Hause wie in Charakterrollen: In den 1970er-Jahren spielte er sich mit der Titelrolle der Fernsehserie „Die Abenteuer des braven Soldaten Schwejk“ in die Herzen des deutschsprachigen Publikums. Man kannte ihn aus zahllosen Filmen, von den Salzburger Festspielen, als Star am Wiener Burgtheater. Bis zuletzt war er am Theater in der Josefstadt engagiert.

Franziska Kalmar-Muliar (1929–2024) verstarb heuer im April. Das Arbeitszimmer ihres Mannes ließ sie nach seinem Tod unangetastet. Auf dem persönlichen Schreibtisch Fritz Muliars lag bis zuletzt aufgeblättert der Kalender mit Datum 3. Mai 2009 – dem Tag vor seinem Tod. Ein Zeugnis der vielen Begegnungen im Hause Muliar geben die bei der Auktion angebotenen Erinnerungsstücke wie Möbel und Antiquitäten, Urkunden und Verleihungsdekrete. Fritz Muliar wurde mehrfach ausgezeichnet, erhielt unter anderem das Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst I. Klasse und die Platin-Romy für sein Lebenswerk.

Korrespondenz mit Politikern, Porträtfotos mit freundschaftlichen Widmungen von Künstlerkollegen wie Herbert von Karajan, Curd Jürgens, Hans Moser, Gottfried von Einem oder Friedrich Torberg und eigenhändig gewidmete Kunstwerke von Friedensreich Hundertwasser oder Lotte Profohs werden ebenso angeboten wie die Autographen-Sammlung mit Unterschriften von Arthur Schnitzer, Roda Roda, Peter Rosegger und anderen. Zwei Stühle – sie stammen aus der alten Bestuhlung des Theaters in der Josefstadt – sind den Söhnen in besonderer Erinnerung. Sie standen im Arbeitszimmer des Vaters, wo der Schauspieler auch seine Bücher verfasste. Gustav Peichl alias „Ironimus“ schenkte Fritz Muliar eine Karikatur von Dr. Bruno Kreisky, deren Widmung mit dem wohl legendärsten Ausspruch des ehemaligen Bundeskanzlers begann: „ICH BIN DER MEINUNG … DER MULIAR IS DER GRÖSSTE“