Die Uhrensammlung

Die Nachfrage nach Luxusuhren explodiert, der Wert von Certified-Pre-Owned-Uhren (CPO-Uhren) hat sich in den vergangenen Jahren vervielfacht. Was an den raren Modellen bekannter Marken besonders fasziniert: Sie sind nicht leicht zu bekommen, die Mechanik beeindruckt, jede Uhr hat ihre eigene Geschichte und ist eine gute Wertanlage. Im Dorotheum stehen CPO-Uhren schon immer im Mittelpunkt. In der Auktion im Dezember werden nun Highlights einer Sammlung angeboten. Die Leiterin der Uhren- und Juwelenabteilung, Astrid Fialka-Herics, hat den prominenten Sammler, der ungenannt bleiben möchte, interviewt.

Patek Philippe Perpetual Calendar Chronograph Armbanduhr mit ewigem Kalender und Stoppfunktion Referenz 3970E, um 1994 Schätzwert € 40.000 – 60.000
Patek Philippe
Perpetual Calendar Chronograph
Armbanduhr mit ewigem
Kalender und Stoppfunktion
Referenz 3970E, um 1994
Schätzwert € 40.000 – 60.000

Astrid Fialka: Welche Uhr stand am Anfang Ihrer Sammlung, und wann haben Sie sie erworben?

In meiner aktiven Zeit als Kaufmann war ich im gehobenen Luxussegment tätig und bin ständig in Kontakt mit Kunden gestanden. Viele meiner Kunden waren leidenschaftliche Uhrensammler und sammelten nach ganz unterschiedlichen Kriterien: nach technischen Voraussetzungen, Marken oder rein optisch.

Neben beruflicher Erfahrung und fachlicher Kompetenz war für mich Pünktlichkeit eine Grundvoraussetzung für erfolgreiche Kundenbetreuung. Als ich etwa 30 Jahre alt war, habe ich mir eine Omega Constellation Quartz gekauft – da konnte ich aufgrund des Werkes sicher sein, dass sie ganz genau ist! Meine nächste Uhr war aus den gleichen Beweggründen wieder eine Quarzuhr, dieses Mal eine der Marke Baume et Mercier. Für mich war damals auch ein wesentlicher Gesichtspunkt, eine Uhr zu haben, die in ihrem Erscheinungsbild nicht aufdringlich ist. Erst im zweiten Schritt habe ich meine Liebe zu mechanischen Uhren entwickelt. Das hing auch mit meiner grundsätzlich starken Affinität zu Feinmechanik zusammen. Anfang der 1990er-Jahre ermöglichte es mir eine Erbschaft dann, das bereits vorhandene Interesse an Uhren der Marke Patek Philippe in einen ersten Ankauf umzusetzen.

Wann war für Sie klar, dass es nicht bei einer Uhr bleiben würde, sondern eine Sammlung entstehen kann?

Auf der einen Seite war da die schon erwähnte Leidenschaft für Mechanik, auf der anderen Seite der Umstand, dass meine Frau und ich die Firmensitze von A. Lange & Söhne in Glashütte und von Patek Philippe in Genf in einem sehr persönlichen Kreis kennenlernen durften und dabei die unglaubliche Leidenschaft und Begeisterung der beiden Geschäftsführer auf mich übergesprungen ist. Insbesondere auf einem so kleinen Raum wie einem Uhrwerk solche mechanisch-technischen Raffinessen unterzukriegen, ist wirklich eine Meisterleistung! Die diversen Komplikationen [Zusatzfunktionen, von Datumsanzeige bis zu ewigem Kalender, Anm.] haben mich bei verschiedenen Marken gleichsam fasziniert. Ausgangspunkt war hier die IWC Rattrapante mit ihrem Schleppzeiger – das wurde die beliebteste Komplikation überhaupt!

A. Lange & Söhne, Glashütte I/SA Tourbillon Pour le Mérite, sehr seltene Armbanduhr in Platin mit Gangreserveanzeige und Tourbillon, Referenz 701.005, um 1995 Schätzwert € 200.000 – 300.000
A. Lange & Söhne, Glashütte I/SA
Tourbillon Pour le Mérite, sehr seltene
Armbanduhr in Platin mit Gangreserveanzeige
und Tourbillon, Referenz 701.005, um 1995
Schätzwert € 200.000 – 300.000

Besteht Ihre Sammlung überwiegend aus Uhren, die Sie gerne getragen haben, oder stand die Wertanlage im Vordergrund?

Ganz klar stand der Gedanke der Wertanlage im Vordergrund, und so habe ich manche Uhren – wie auch die Lange Tourbillon – nur ein einziges Mal getragen! Es war mir eine persönliche Freude, mich mit den Uhren auseinanderzusetzen. Das Interesse wurde oftmals durch persönliche Kontakte zu den Firmen und ihren Geschäftsführern geweckt, die auch zur Folge hatten, dass ich alle Uhren direkt bei den Herstellern oder prominenten Händlern erworben habe. 

Hat es für Sie beim Sammeln zeitliche oder finanzielle Limits gegeben?

Nein, und das aus zwei Gründen: Zum einen habe ich jeden Ankauf vorab mit meiner Frau besprochen, und zum anderen hatte ich nie teure Hobbys wie Pferde oder Boote. Dafür hatte ich die Leidenschaft für Uhren und deren Mechanik!

Welches sind Ihre Lieblingsstücke?

Das sind eine Patek mit Komplikationen, die ich nie getragen habe, und natürlich die Lange Tourbillon. Die Liebe zum Detail und ihre Verspieltheit machen diese Uhren einzigartig!

 

Information: Günter Eichberger, Experte für Schmuck und Uhren

AUKTION

Armband- und Taschenuhren
3. Dezember 2021, 13 Uhr
Saal-Auktion mit Live Bidding

uhrenauktion@dorotheum.at
Tel. +43-1-515 60-303

A. Lange & Söhne, Lange 1, seltene Armbanduhr mit Großdatum und Goldansatzband Referenz 151.001, um 1994, Schätzwert € 30.000 – 50.000
A. Lange & Söhne, Lange 1, seltene Armbanduhr mit Großdatum und
Goldansatzband, Referenz 151.001, um 1994, Schätzwert € 30.000 – 50.000

A. LANGE & Söhne

Die traditionsreiche Uhrenmanufaktur aus Glashütte wurde am 7. Dezember 1845 von Ferdinand Adolph Lange gegründet und steht seitdem für Qualitätsuhren „made in Germany“. Nach einer wechselvollen Geschichte und exakt 145 Jahre nach der Erstgründung durch seinen Urgroßvater erwarb 1990 Walter Lange die Markenrechte für A. Lange & Söhne. Am 24. Oktober 1994 wurde die erste Uhrenkollektion der neu lancierten Marke der Weltöffentlichkeit vorgestellt. Es handelte sich dabei um die Modellserien Lange 1, Tourbillon „Pour le Mérite“, Saxonia sowie Arkade. Drei dieser Modelle erhielten als auffälliges Merkmal das patentierte Großdatum. Als optisches Vorbild dafür diente die von Johann Christian Friedrich Gutkaes, dem Schwiegervater des Firmengründers, hergestellte Bühnenuhr in der Dresdner Oper. Kurze Zeit nach ihrer Vorstellung überstieg die Nachfrage bereits das Angebot an diesen Zeitmessern. So konnte eine Lange 1 aus der ersten Serie in der Dorotheum-Auktion vom Juni 2021 mit einem internationalen Spitzenpreis von 62.800 Euro reüssieren – was nahezu eine Verfünffachung des im Jahr 1994 empfohlenen Verkaufspreises bedeutet.

Patek Philippe Chronograph, seltene Armbanduhr mit Stoppfunktion Referenz 130, um 1942 Schätzwert € 40.000 – 60.000
Patek Philippe, Chronograph, seltene Armbanduhr mit Stoppfunktion, Referenz 130, um 1942
Schätzwert € 40.000 – 60.000

Patek Philippe

Patek Philippe wurde am 1. Mai 1839 in Genf gegründet und ist die letzte unabhängige Uhrenmanufaktur in Familienbesitz. Bekannt wurde das Unternehmen durch die Erfindung der Aufzugskrone. Der 1861 patentierte Kronenaufzug machte es möglich, das Uhrwerk aufzuziehen und die Zeit einzustellen, ohne einen externen Schlüssel zu verwenden. Weitere Innovationen folgten. Patek Philippe machte sich vor allem als Hersteller komplizierter Armband- und Taschenuhren einen Namen. Zum 150-Jahr-Jubiläum stellte die Manufaktur 1989 mit Kaliber 89 die komplizierteste Taschenuhr der Welt vor. Sie verfügt über 33 Komplikationen und besteht aus 1.366 Einzelteilen.

Spätestens als die britische Königin Victoria bei der Londoner Weltausstellung von 1851 eine Anhängeruhr von Patek Philippe kaufte, war der hervorragende Ruf der Firma in Königshäusern weltweit besiegelt. Auf der Kundenliste des Unternehmens stehen bekannte Persönlichkeiten wie Prinz Albert von Monaco, Pablo Picasso, Paul McCartney oder Brad Pitt, und auch für Päpste wurden über Jahrzehnte hinweg Sondermodelle
angefertigt. Auf den ersten 20 Plätzen der teuersten jemals versteigerten Uhren finden sich nahezu ausschließlich Modelle von Patek Philippe.

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