Drama und Idylle

Das Salzkammergut gehörte zu den Lieblingsdestinationen von Friedrich Gauermann. Wie kein anderer Maler der Biedermeier-Zeit inszenierte er die Schönheit der Natur in seinen atmosphärischen Gemälden.

Die Gemälde von Friedrich Gauermann bilden den Inbegriff des Wiener Biedermeiers und bestechen durch ihre Widersprüchlichkeit: Eine genau beobachtete, realistische Wiedergabe verbindet sich mit dem Ideal einer bäuerlich geprägten Welt; Drama und Idylle bestimmen die Erzählungen seiner Bilder.

1807 als Sohn des Malers Jakob Gauermann in Miesenbach, Niederösterreich, geboren, beschäftigte er sich sehr früh mit Landschafts- und Tierstudien, was der damaligen Lehre der Akademien gänzlich widersprach. So waren es vor allem die niederländischen Meister des 17. Jahrhunderts, von denen er Komposition und Aufbau von Landschaftsbildern übernahm. Gauermann entwickelte diese jedoch weiter, indem er Licht und atmosphärische Veränderungen stärker einbezog und damit den Realismus der Darstellung noch zu überhöhen vermochte. Ab den 1820er-Jahren unternahm Gauermann ausgedehnte Studienreisen in die Steiermark, nach Tirol und Vorarlberg, wobei das Salzkammergut zu seiner beliebtesten Destination werden sollte. 1851 noch vermerkte er im Tagebuch die Besteigung des Losers in Altaussee. Die vor Ort genommenen Studien komponierte Gauermann später im Atelier zu unterschiedlichen Themenbildern.

Friedrich Gauermann, Almabtrieb in Altaussee mit Blick auf das Dachsteinmassiv, um 1855 Öl auf Holz, 77,3 x 68 cm, Schätzwert € 90.000 – 140.000
Fotopump

Im vorliegenden Gemälde wird der Almabtrieb einer kleinen Herde von Kühen, Ziegen und Schafen geschildert, begleitet von einer jungen, hübschen Sen- nerin, einem Hirtenbuben und einem älteren Hirten zu Pferd. Die lebendig gemalte unterhaltsame Szenerie spielt sich am Ufer des Altausseer Sees ab, hinter dem sich die mächtige Silhouette des schneebedeck- ten Dachsteins erhebt. Von großer Wirkung ist der Gegensatz zwischen den dramatischen Bewegungen der Wolkentürme über dem Gebirge und der sonnendurchfluteten Idylle des friedlichen Almabtriebs.

Marianne Hussl-Hörmann ist Expertin für Moderne Kunst und Gemälde des 19. Jahrhunderts.

AUKTION

Gemälde des 19. Jahrhunderts, 2. Mai 2023, 18 Uhr
Palais Dorotheum, Dorotheergasse 17, 1010 Wien

19.jahrhundert@dorotheum.at
Tel. +43-1-515 60-355, 765, 501

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