Frühlingsgeschnatter

Am 29. April gelangen Werke von Eduard Koester und Alfred Lins zur Auktion Gemälde des 19. Jahrhunderts – zwei Maler, die sich auf die Darstellung von Enten und Gänsen spezialisiert haben. Was zunächst kurios scheinen mag, stellt sich als stimmungsvolle, frische Malerei heraus, die durch die Unmittelbarkeit der Beobachtung und überraschende Motive besticht.

Beide Maler fanden ihre Inspiration in ländlichen Gegenden des deutschsprachigen Raumes. Adolf Lins’ Bildthemen kreisen um Kinder, Gänse und Enten am Dorfbach, am Teich oder im Garten. Er wählt intime, friedliche Momente, die große Ruhe und Naturverbundenheit ausstrahlen. Eduard Köster faszinierten besonders das changierende Gefieder der Enten, das Spiel von Wind und Sonne auf dem Wasser und im Schilf. Die „Entenbilder“ wurden sein Markenzeichen und bescherten ihm großen Erfolg unter seinen Zeitgenossen.

Alexander Koester, Enten im Herbstschilf, Öl auf Leinwand, 80 x 60 cm, Schätzwert € 40.000 – 60.000, Auktion Gemälde des 19. Jahrhunderts 29. April 2019

Alexander Koester, Sohn eines Strumpffabrikanten, absolvierte auf Wunsch seiner Eltern eine Apothekerlehre. Nach Beendigung dieser ergriff er jedoch nicht den erlernten Beruf, sondern schrieb sich an der Karlsruher Akademie ein. Dort absolvierte er ab 1885 unter Karl Hoff und Claus Meyer sein Kunststudium. Er begab sich auf zahlreiche Reisen und konnte sich mit seiner Portrait- und Genremalerei bald seinen Unterhalt sichern. Im Jahr 1896 übersiedelte er in den südtirolerischen Erholungsort Klausen, wo schließlich seine fruchtbarste Schaffensperiode begann und er der „Klausner Kunstkolonie“ beitrat. Schnell entdeckte er beim Malen in der Natur Enten als bevorzugtes Motiv für seine Gemälde. Diese Tiere beobachtete er intensiv um die Art und Weise, wie sich die Sonnenstrahlen auf dem Gefieder der Vögel widerspiegeln, in seinen Bildern festzuhalten. Daraus resultierten dynamische Stimmungsbilder, sodass er das variantenreiche Bildmotiv salonfähig machte.
Schon zu seinen Lebzeiten erlangten seine Werke große Beliebtheit, wie auch Reproduktionen dieser bezeugen. So ist das hier vorliegende Los als Werbebeispiel für einen Vierfarbendruck der Gebrüder Schmidt, Buch- und Steindruckfarben-Fabrik ausgewählt worden und in Theodor Goebel, Graphische Künste der Gegenwart, Stuttgart 1902 abgebildet. Er war ein herausragender Vertreter der Malerei des 19. Jahrhunderts und vermochte mit expressiven Pinselstrichen die Lebendigkeit der Entenschar in seinen Bildern stimmungsvoll einzufangen.

Adolf Lins, Ein Sommertag, Gänse am Wasser, 1905, Öl auf Leinwand, 129 x 190 cm, Schätzwert € 12.000 – 18.000, Auktion Gemälde des 19. Jahrhunderts, 29. April 2019

Adolf Lins studierte an der Kunstakademie in Kassel und hielt sich 1874 auf Anraten seiner Lehrer erstmals zu Studienzwecken in Willingshausen in der Schwalm auf. Die Freundschaft mit Düsseldorfer Künstlern wie Heinrich Sondermann, Hugo Mühlig und Hans Richard von Volkmann bewog Lins 1877 nach Düsseldorf zu übersiedeln. Dort ließ er sich im Haus der Schreinerei und Kunstspedition G. Paffrath nieder und arbeitete zunächst bei Ferdinand Brütt. Zeichnungen und Studien entstanden anlässlich zahlreicher weiterer Aufenthalte in Willingshausen und nach 1908 im nahen Röllshausen, aber auch am Niederrhein. Seine Kinderszenen sowie die zahlreichen mit Staffagefiguren versehenen Dorfansichten und Landschaften stellte Lins ab 1877 vor allem in Berlin, Dresden, Düsseldorf, München und Wien aus. Seit den 1880er Jahren malte er bevorzugt Bach- und Weidelandschaften, die mit Kühen und Schafen, vor allem aber Hühnern, Enten und Gänsen bevölkert sind, was ihm den Beinamen „Gänse-Lins“ einbrachte.

INFORMATIONEN zur AUKTION

Auktionstermin: 29. April 2019, 17.00 Uhr

Auktionsort: Palais Dorotheum, Dorotheergasse 17, 1010 Wien

Besichtigung: 20. April – 29. April 2019

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