HAMBURG AHOI – Ein Streifzug durch die Hansestadt mit Katharina zu Sayn-Wittgenstein

Die Skyline der Hansestadt mit der Elbphilharmonie von Herzog & de Meuron, Foto: Maxim Schulz

Nach Düsseldorf und München eröffnet das Dorotheum eine weitere Repräsentanz in Deutschland: Ab nun kann man sich auch im Hamburger Büro über den Verkauf von Kunstwerken beraten lassen und ausgewählte Auktionsobjekte besichtigen. Folgen Sie der Leiterin von Dorotheum Deutschland, Katharina zu Sayn-Wittgenstein, auf einem Streifzug durch die Hansestadt.

„Mit seiner Lage, der Elbe und der Alster ist es, für meinen Geschmack, Deutschlands schönste Stadt.“ Mit diesem Zitat des Modedesigners und im Übrigen auch Fotografen Karl Lagerfeld wird man nach der Ankunft am Hamburger Flughafen begrüßt.

Katharina zu Sayn-Wittgenstein eröffnet
die neue Dorotheum Repräsentanz.
Foto: Bertold Fabricius

Für mich sind es das Wasser und das Licht. Die Tatsache, dass man daraus eine Stadt bauen kann, fasziniert mich. Zur Natur hier gehört auch das viele Grün. Ich kenne keine Stadt, die so ist wie Hamburg: urbanes Leben in wahrer Lebensqualität. Karl Lagerfeld, selbst Hanseat, spottete dennoch einmal über seine Geburtsstadt: „Hamburg ist das Tor zur Welt. Aber halt nur das Tor.“ Über sein Bonmot kann man sich amüsieren oder sich auch streiten. Finden Sie es selbst heraus! Wasser und Licht, Lebenselixiere nicht nur in der Kunst. Davon lebt auch die Stadt Hamburg. Ihr Hafen, der drittgrößte in Europa, ist ein Ankerplatz für die Seele. Wer einmal auf einer Barkasse eine Hafenrundfahrt auf der Elbe (Abfahrt St. Pauli-Landungsbrücken) mitgemacht hat – und die ist nicht nur für Touristen, sondern auch für Einheimische immer wieder ein Erlebnis –, erfährt viel quasi aus dem Maschinenraum der Stadt. Da ist der Freihafen mit seinen nach Kaffee und Gewürzen duftenden imposanten Rotbackstein- Lagerhäusern, die längst von modernen Start-ups und Agenturen erobert wurden – Legat einer als „Pfeffersäcke“ titulierten Unternehmergesellschaft, die es zu immensem Wohlstand brachte. Im 24-Stunden-Betrieb werden hier abertausende Container ver- und entladen. Als Beobachtungsposten sei die legendäre „Strandperle“ empfohlen, eine Kneipe, bei der man die Füße im Sand hat und den Kopf beim Luxusleben auf der „MS Europa“, wenn sie ausoder einfährt. Schippert man von der Elbe aus Richtung Nordsee und wirft einen Blick nach rechts, zeigt sich aber auch die poetische Seite einer Kaufmannsmetropole: Das elegante Blankenese mit seinem Treppenviertel erscheint wie eine italienische Fata Morgana, und das im hohen Norden.

Gespiegelte Pracht
Foto: KSW

Wasser und Licht. Einem Ondit zufolge ist Hamburg die fleißigste Skifahrerstadt Deutschlands (es gibt für die Kinder sogar Skiferien), aber eigentlich betreibt hier jeder eine Wassersportart, wie an den zahllosen Ruderern, Seglern, Stand up-Paddlern auf der Alster und ihren Kanälen zu sehen ist. Angeblich soll die Zahl der Brücken jene Venedigs übersteigen. Im Frühjahr ist das Alsterufer ein Meer an Narzissen und Krokussen, im Mai, pünktlich zum berühmten japanischen gleichnamigen Fest, von Kirschblüten verzaubert. Alstertipps: Kaffee und Kuchen auf „Bodo’s Bootssteg“, wo man sich auch eine hölzerne Alsterjolle mieten kann; das „Cliff“ vom Frühstück bis zum letzten Bar-Drink nach Sonnenuntergang direkt am Wasser; und die „Alsterperle“ mit Blick auf Innenstadt und die Elbphilharmonie. Einmalig: Beobachten Sie, welche unglaublichen Schauspiele das Licht zu jeder Tageszeit und Witterung an der Fassade des Konzerthauses aufführt. Schon bei der Flugzeuglandung oder Bahneinfahrt nimmt der Blick auf die Elbphilharmonie gefangen.

Apropos Elphi, wie die Hamburger sagen: Das phänomenale Konzerthaus der berühmten Architekten Herzog & de Meuron, zunächst sehr umstritten wegen der immensen Kosten, pulsiert mittelweile als Herz aller nationalen und internationalen Kulturliebhaber, die von weither anreisen, um dort Weltstars zu genießen. Hamburg war und ist auch eine Musikstadt: Hier haben unter anderem Telemann, Carl Philipp Emanuel Bach, Mendelssohn, Brahms und Mahler ihre Spuren hinterlassen. Und gerade wurde Panikrocker Udo Lindenberg, der im legendären Hotel „Atlantic“ residiert, Ehrenbürger der Stadt, als zweiter Musiker nach Johannes Brahms.

PHOXXI: das farbenfrohe Ersatzquartier
des Haus der Photographie
Foto: Henning Rogge/Deichtorhallen

In Hamburg sagt man: „Es gibt kein schlechtes Wetter, sondern nur unangemessene Kleidung.“ Falls diese nicht parat ist, lohnt sich ein Besuch in einem meiner Lieblingsmuseen. Die aufregendsten Fotoausstellungen erlebe ich immer wieder in den Deichtorhallen. Leider ist deren Haus der Photographie bis 2025 wegen Renovierung geschlossen. Originell aber das temporäre Ersatzquartier: ein Containergebäude namens PHOXXI, für dessen farbintensive Fassadeninszenierung der Künstler Anselm Reyle unter anderem Werke der vor kurzem verstorbenen berühmten Hamburger Fotografen- Ikone F. C. Gundlach verwendete. Der heimische Sammler Harald Falckenberg ist ebenso Impulsgeber für die zeitgenössische Kunstszene, und seine Dauerleihgaben in den Phoenix-Hallen in Hamburg-Harburg sorgen für Pulsbeschleunigung. Mit visionären Ansätzen inspiriert uns das MK&G (Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg) immer wieder zum Austausch über das reale Leben und bricht so mit der Tradition des Museums als klassischer Bildungstempel. Eine Institution, die alle Jahrhunderte abbildet und uns zugleich auf heute verweist, ist die Hamburger Kunsthalle, per se ein Hingucker durch ihre Architektur: Mit der Galerie der Gegenwart steht ein weißer Kubus, von Oswald Mathias Ungers erbaut, dem historischen Klinkerbau gegenüber. Sehr lohnend sind auch die unterschiedlichsten thematischen Ausstellungen im Bucerius Kunst Forum in Rathausnähe. In Hamburg gibt es natürlich etliche Galerien; das Zentrum der Szene liegt in der Admiralitätstraße auf der Fleetinsel – immer eine Entdeckung wert.

Choreografierte Lichtinstallation
von DRIFT im MK&G
Foto: Henning Rogge

Die Vielzahl der kulturellen Institutionen ist in ein Umfeld eingebettet, das manchmal an Paris, manchmal an London oder andere europäische Metropolen erinnert. Das macht den Charme der Stadt aus: Da sind Straßencafés unter Lindenbäumen (u. a. in Eppendorf, Ottensen), Kaffeeröstereien, Boutiquen, Buchhandlungen (z. B. Felix Jud) ebenso wie börsennotierte High-Fashion- Geschäfte (Neuer Wall).

Hamburg kann auch ein Quell der Sinnlichkeit sein, und damit meine ich nicht das Rotlichtviertel Reeperbahn, sondern vielmehr die unerschöpflichen kreativen kulinarischen Möglichkeiten, vom Fischmarkt angefangen (ein Spaß sonntags von fünf bis neun Uhr morgens) bis zu den Wochenmärkten. Eine Spezialität: Der Isemarkt im Stadtteil Eppendorf findet auf einem knappen Kilometer Länge unter einer U-Bahn- Brücke statt und ist eine Institution – für Geselligkeit und Einkäufe rund ums Essen, um den Haushalt und ums Kochen. Er gilt als einer der schönsten und größten Wochenmärkte Deutschlands. Mein Favorit: „Kräuter Malte“, bei dem es frische Minze und Bio-Amalfi-Zitronen gibt. In der Top- Gastronomie ist Hamburg ebenfalls unschlagbar: Fernsehköche wie Tim Mälzer, Cornelia Poletto und Steffen Henssler kochen alle nicht nur mit Wasser. Wer Besonderes liebt, ist unter anderem auch bei den Sterneköchen Kevin Fehling („The Table“), Maurizio Oster („Zeik“), Matteo Ferrantino („Bianc“) und Wahabi Nouri („Piment“) zu Hause.

So ist Hamburg. Und mittendrin eröffnet das Dorotheum für Sie eine Repräsentanz und heißt Sie herzlich willkommen.

Zur Autorin: Katharina zu Sayn-Wittgenstein ist Kunsthistorikerin, Gründungsdirektorin des Mucha Museums in Prag und leitete zuletzt die Sotheby’s-Niederlassungen in Hamburg und München. Seit Herbst 2022 ist sie Geschäftsführerin von Dorotheum Deutschland und Leiterin der Hamburger Repräsentanz.

Weitere spannende Artikel finden Sie im Dorotheum myART MAGAZINE!

No Comments Yet

Comments are closed




Auktions-Höhepunkte, Rekord-Preise und spannende Kunst-Geschichten. Mit dem Dorotheum Blog sind Sie immer am Puls des Auktionsgeschehens!


Archive