James Ensor: Masken und Mystik

James Ensors „Baptême de masques“ erzielte EUR 1.022.500 ,- bei der Dorotheum Auktion „Klassische Moderne“ am 31.05.2016.

In diesem Werk: Baptême de masques, kommen alle künstlerischen Prinzipien Ensors zur Geltung: das Licht, das die Perlmuttfarben verstärkt, das Bestreben nach Moderne, die Masken, durch die die Realität verschwimmt und letztendlich seine Selbstdarstellung als Marionette einer Maskerade. Das durch ein Foto aus der Zeit inspirierte Werk wurde  in der großen Klassische Moderne Auktion am 31. Mai 2016 offeriert.

Ein beliebtes Motiv

Das unverkennbare Werk stellt eine heitere Szene – eine Art Maskerade – dar, deren Protagonisten Mitglieder der Familie Nahrath, Ernest Rousseau Jr., James Ensor (mit einer Husarenmütze), sowie zwei weitere unidentifizierte sind.

Das Motiv lag Ensor offenbar am Herzen, hatte er doch schon 1891 eine zweite Version mit dem Titel „Réunion de masques (Mascarade)“ erstellt. Von „Baptême des masques, 1891“ existieren zwei spätere Ausführungen, von denen nur eine verzeichnet und mit „1937“ datiert ist.

Der Mann hinter der Maske

James Ensor wird 1860 in der belgischen Stadt Ostende geboren. Dort betreibt die Familie Ensor einen Souvenir- und Kuriositätenladen. Der Laden sichert das Auskommen und der zukünftige Maler wächst umgeben von „Muscheln, Spitze, ausgestopften seltenen Fischen, alten Büchern, Druckgrafiken, Waffen, Porzellan, inmitten eines unüberschaubaren Sammelsuriums bunt zusammengewürfelter Gegenständen” auf (Brief von Ensor an Louis Delattre, 4. August 1898).

Diese ungewöhnliche Umgebung wird den Maler, wie er später gesteht, maßgeblich und nachhaltig beeinflussen: „gewiss trug diese außergewöhnliche Umgebung zur Entwicklung meiner künstlerischen Fähigkeiten bei”.

Ab 1880 wird Ensor in seine Heimatstadt Ostende mit Ausnahme einiger Reisen nach London, in die Niederlande oder Paris und wiederholter Aufenthalte in Brüssel, bis zu seinem Lebensende bleiben.

Das Licht finden

Ensor fertigt Landschaftsbilder, Stillleben, Bildnisse sowie Genreszenen mit seiner Schwester, Mutter und Tante an. Er setzt sich für die Liberalisierung von Kunstausstellungen ein und bemüht sich darum, einer neuen Bewegung den Weg zu bereiten.

Sein frühe Werk „der Austernesserin„, lässt schon deutlich das Interesse des Malers für die Wirkung des Lichts erkennen. Aufgrund seines Interesses für das Licht versuchen manche Kritiker eine Parallele zum französischen Impressionismus zu ziehen, doch weist Ensor diesen Vergleich vehement zurück.

Er entwickelt seine Recherchen weiter und verleiht dem Licht eine einigende und spirituelle Kraft. Zur Moderne seiner ersten Sujets kommt eine mystische Dimension hinzu. Seine Landschaften haben mit der äußeren Realität immer weniger gemein, sie werden zu Darstellungen des ursprünglichen Chaos, die dank göttlicher Eingebung entstanden sind.

Im Jahr 1887 sterben sein Vater und seine Großmutter, denen er sehr zugetan war. Masken und Skelette, die schon seit 1883 in seinem Werk auftauchen, spielen von 1887 an eine herausragende Rolle. Er nimmt sogar einen Teil seiner Bilder von Anfang 1880 wieder auf, um sie mit diesen Motiven zu bevölkern. Die Masken und Skelette erinnern natürlich an die merkwürdige Atmosphäre des Ladens der Familie und an die Karnevaltradition von Ostende, doch ihnen kommt auch eine symbolische Bedeutung zu. Die ersten Bilder verbergen und übertreiben eine Realität, die der Maler als zu hässlich und grausam empfindet, während auf den folgenden die Nichtigkeit und Absurdität der Welt im Vordergrund steht.

Baptême de masques, um 1925–1930 stellt hingegen eine Neuentdeckung dar. Es präsentiert die Einzigartigkeit und Geschicklichkeit des Künstlers, und zählte zu den Highlights der Klassische Moderne Auktion.

Klassische Moderne
Dienstag 31. Mai, 18 Uhr
weitere Informationen

Palais Dorotheum Wien

Video: James Ensor / Auktion Klassische Moderne am Dienstag 31. Mai 2016

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