Die kommende Auktionswoche bietet gleich zwei der gefragten Enten Darstellungen von Alexander Koester, einem herausragenden Vertreter des 19. Jahrhunderts, der die Ente als variantenreiches Bildmotiv salonfähig machte. Koesters dynamische Stimmungsbilder machen Lust die Natur mit den sensiblen Augen des Künstlers neu zu entdecken.
Eigentlich hätte er Apotheker werden sollen: Alexander Max Koester, der Sohn eines Strumpffabrikanten, entschied sich jedoch gegen den Wunsch seiner Eltern und schrieb sich, nach Beendigung der Apotheker Lehre, an der Karlsruher Akademie ein, um unter Karl Hoff und Claus Meyer sein Kunststudium zu absolvieren. Seine Ausbildung ergänzte er um zahlreiche Reisen, bis Portrait- und Genremalereien ihm bald erste Einkünfte sicherten. Mit dem Jahr 1896 und der Übersiedelung in den südtirolischen Erholungsort Klausen begann schließlich seine fruchtbarste Schaffensperiode. Koester trat in die „Klausner Kunstkolonie“ (1874–1914) ein und wandte sich zunehmend der Landschaftsmalerei zu.
Den klassischen Impressionisten ähnlich, trieb es ihn ins Freie und es entstanden zahlreiche Werke direkt nach der Natur. Dass der junge Maler auf diesen Streifzügen auch zahlreiche Bekanntschaften mit der Fauna um Klausen machte ist wenig verwunderlich. Besonders aber, war seine allmähliche Begeisterung für Enten. Der Maler „Koester“ wurde zum „Enten-Koester“ und widmete die folgenden dreißig Jahre seiner Karriere diesem vormals wenig beachteten Studienobjekt in einer beträchtlichen Variationsbreite.
Alexander Koester, in der Dorotheum Auktion vertreten durch die beiden Werke „Wilde Jagd“ und „Vier Enten im Weiher“, kombinierte sein bewegtes Lieblingsmotiv mit ausgedehnten Studien der Wasseroberflächen und Lichtmomente. Keiner vermochte es wie er, mit wenigen großzügigen Pinselstrichen die Bewegtheit der Szene, die Lebendigkeit der Entenschar, so stimmungsvoll einzufangen. Dieser Zugang sichert ihm bereits zu seinen Lebzeiten beträchtliche Aufmerksamkeit und Bewunderung – 1904 wurde er beispielsweise für das Bild „Enten“ auf der Weltausstellung in St. Louis mit der Goldmedaille ausgezeichnet. Wie schon Wilhelm Busch meinte: „Ente gut, alles gut!“ – denn weitere Preise folgten und auf dem Kunstmarkt sollte sich bald die Faustregel etablieren: Je mehr dargestellte Enten, desto wertvoller das Gemälde. Man berichtet, Kunsthändler hätten oftmals bloß die Tiere gezählt und so den Preis der Arbeiten festgeschrieben.
Auch wenn sich Koester am Ende seines Lebens, sesshaft am Ammersee, zunehmend Blumenstillleben zuwandte, von der Darstellung von Enten kam er, unter große Zustimmung des interessierten Kunstpublikums, niemals ganz ab.
„Die Größe und Bedeutung seines Werkes ist anerkannt, sein Rang als ausgezeichneter Spezialist der Enten-Malerei, der die süddeutsche Tiermalerei seit 1900 durch eine liebevolle Interpretation dieses Themas noch bereicherte, bestätigt. Nach Kenntnis seines Gesamt-Oeuvre gebührt Alexander Koester auch höchste Anerkennung in seiner Landschafts-, Bildnis- und Blumenmalerei. Konservativ in seiner Einstellung zur Form, Impressionist in seiner Einstellung zum Licht und seinen Reflexen, Erneuerer durch das ‚Moderne‘ seiner Tier-Kompositionen, so ist der Künstler nach sehr vielen Seiten hin schöpferisch gewesen. Seine Malerei hat bis heute ihre lebensbejahende Wirkung, ihre positive Kraft bewahrt…“
(zit. nach R. Stein, H. Koester, op. cit., S. 58).
Auktion Gemälde des 19. Jahrhunderts
Donnerstag, 22. Oktober 2015, 17.00 Uhr
Besichtigung: 10. Oktober – 22. Oktober 2015
Palais Dorotheum