Der Name Luigi Loir ist untrennbar mit dem Zeitalter der Belle Époque in Paris verbunden. Im ausgehenden 19. Jahrhundert war die Metropole an der Seine für ganz Europa tonangebend in Lebensart, Kunst und Kultur.
Befeuert durch den wirtschaftlichen Aufschwung der Industrialisierung wurde Paris zum Inbegriff der modernen Metropole: Die Boulevards erstrahlten im Glanz der Straßenbeleuchtung und wurden bevölkert von modebewussten Damen, aufstrebenden Künstlern, Geschäftsmännern und Bohémiens. Diese Welt faszinierte Luigi Loir, der sie in atmosphärisch dichten Bildern einfing. Er übertrug die klassischen Mittel der Landschaftsmalerei auf das neue Thema der „Stadtlandschaft“.
Die Eltern Loirs standen im Dienst der französischen Königsfamilie. Gemeinsam mit den Bourbonen waren sie in den Nordosten Italiens, der damals Österreich gehörte, ins Exil gegangen. Daher wurde Luigi 1845 in Görz geboren. Zwei Jahre nach seiner Geburt folgten Luigis Eltern den Bourbonen nach Parma, wo Loir seine prägenden Jugendjahre verbrachte und an der Akademie der Schönen Künste studierte. In den 1860er Jahren übersiedelte er schließlich nach Paris und machte sich rasch einen Namen als Maler der modernen Straßenszene. Regelmäßig war er mit Werken im Salon vertreten, von denen einige durch die Stadt Paris angekauft wurden. Darüber hinaus war er als Werbe-Grafiker sehr erfolgreich. Im Jahr 1898 wurde er in die Légion d’honneur aufgenommen.
Zum modernen Stadtleben gehörte auch der Wochenend-Ausflug ins Grüne. Ob an den Ufern der Seine oder im Bois de Boulogne, überall taten sich neue Ausflugsziele und Freizeitaktivitäten auf. In solch einer heiteren Sonntags-Stimmung scheint sich auch die junge Ruderin zu befinden, die auf dem hier präsentierten Los den Betrachter selbstbewusst anblickt. Ihre aufwendige Toilette in strahlenden Rosa- und Blautönen verstärkt die gelöste Stimmung und steht in interessanter Spannung zu dem lässig über die Schulter gelegten Ruder. Loir vermittelt uns das Bild einer modernen und energetischen jungen Frau, die es versteht, Modebewusstsein mit Sportsgeist zu verbinden.