Oscar Murillo – Jung, konzeptuell, widersprüchlich

Jung, konzeptuell, widersprüchlich – das Werk Oscar Murillos entzieht sich eindeutigen Zuschreibungen. Angesiedelt zwischen Malerei, Skulptur, Installation und Performance, verwirrt und verführt  es die Betrachter gleichermaßen.

Die Skulptur „Untitled 1 (anomalies from a candy facto­ry)“, entstanden 2013/2014, besteht aus einer Reihe gesta­pelter Fruchtkisten, wie sie weltweit in Markthallen und Lebensmittelgeschäften benutzt werden, hier allerdings aus poliertem Edelstahl. Einer der Stapel steht auf einem jener hölzernen Podeste, die Oscar Murillo in seinem Studio benutzt, um darauf an Bildern zu arbeiten. Teil der Skulptur sind Betonkugeln, die Fragmente aus dem Künstleratelier, Überbleibsel des kontinuierlichen Schaf­fensprozesses, enthalten. Unglasierte Keramikabgüsse, die entfernt an Kokosnüsse erinnern, wecken zusammen mit den Obstkisten und der Holzpalette Assoziationen an alltäglichen Handel und verstärken den Installations­charakter der Arbeit. Ebenso wie in seinen Bildern, Video­ arbeiten und Performances verwendet Murillo auch in den Skulpturen häufig global gebräuchliche und verständliche Symbole und Zeichen. Themen wie Distanz, Verschiebung und Migration sind Schwerpunkte von Murillos künst­lerischer Aussage und damit gesellschaftlich relevanter und aktueller denn je. Die zur Versteigerung gelangende Skulptur ist ein schönes Beispiel dafür. Oscar Murillo wird seit 2013 von David Zwirner, einer der wohl wichtigsten zeitgenössischen Galerien weltweit, vertreten. Auf Einladung von Hans Ulrich Obrist hielt Murillo bereits eine Live-Performance in der Serpentine Gallery in London ab und hatte erste museale Einzelausstellungen in der Rubell Family Collection in Miami und der South London Gallery.

Oscar Murillo, Untitled 1 (anomalies from a candy factory), 2013/2014, 122,5 x 146 x 90 cm, Schätzwert €80.000 – 120.000, Auktion Zeitgenössische Kunst, 1. Juni 2016

Jonas Schmitt ist Junior-Experte für Zeitgenössische Kunst der Dorotheum-Repräsentanz Düsseldorf.

Information: Petra Schäpers, Expertin für Zeitgenössische Kunst und Klassische Moderne, Leiterin der Dorotheum-Repräsentanz in Düsseldorf.

 (Dieser Artikel erschien im myART MAGAZINE Nr. 07/2016)

Zeitgenössische Kunst (Teil 1)
Auktion am 1. Juni 2016,  18 Uhr
Palais Dorotheum Wien

Zeitgenössische Kunst (Teil 2)
Auktion am 2. Juni 2016, 17 Uhr
Palais Dorotheum Wien

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