Tschechische Moderne

Jan Zrzavý, Stillleben mit drei Äpfeln (Ausschnitt), 1928
Öl auf Leinwand, 35 x 46,5 cm, Schätzwert € 150.000 – 200.000

 

Geometrie und Komposition, Raum und Farbe: Mit Jan Zrzavý, Emil Filla, Václav Špála und Josef Šíma sind einige der interessantesten Vertreter der tschechischen Kunst der Zwischenkriegszeit bei der Dorotheum-Auktion Klassische Moderne im Juni vertreten.

Tschechische Kunst der Zwischenkriegszeit

Emil Filla, Stillleben mit Schallplatten, 1931 Öl auf Leinwand, 23 x 34 cm, Schätzwert € 60.000 – 80.000
Emil Filla, Stillleben mit Schallplatten, 1931
Öl auf Leinwand, 23 x 34 cm, Schätzwert € 60.000 – 80.000

Die Auktion Klassische Moderne im Juni bietet einige äußerst interessante Werke tschechischer Kunst der Zwischenkriegszeit an. Namen wie Emil Filla, Jan Zrzavý oder Josef Šíma sind seit geraumer Zeit nicht nur in der Tschechischen Republik bekannt: Mit zunehmendem Interesse an der klassischen tschechischen Moderne kommt ihnen in den vergangenen 15 Jahren auch seitens internationaler Auktionshäusern große Aufmerksamkeit zu.

Václav Špála, Stillleben mit Birnen und Äpfeln, 1942 Öl auf Karton, 15 x 27 cm Schätzwert € 10.000 – 15.000
Václav Špála, Stillleben mit Birnen und Äpfeln, 1942
Öl auf Karton, 15 x 27 cm
Schätzwert € 10.000 – 15.000

Unter den insgesamt sieben Gemälden, die für die Auktion gewonnen werden konnten, finden sich drei Arbeiten von Jan Zrzavý, zwei Gemälde von Emil Filla und je ein Ölgemälde von Václav Špála und Josef Šíma. Sie alle sind in der tschechischen Kunst ein Begriff. Filla, ein Hauptvertreter des tschechischen Kubismus, war eine der bedeutendsten künstlerischen Persönlichkeiten seiner Zeit. Jan Zrzavýs Werk ist, obwohl im Expressionismus und Kubismus wurzelnd, ebenso einzigartig, wie er als Person es war. Josef Šíma schließlich steht mit seinem Schicksal und seinem OŒuvre beispielhaft für all jene tschechoslowakischen Künstler der Zeit nach 1900 bis zum Ausbruch des Zweiten Weltkriegs, die sich künstlerisch wie politisch mit Frankreich verbunden fühlten.

Kompositionen Jan Zrzavýs

Jan Zrzavý, Stillleben mit drei Äpfeln, 1928 Öl auf Leinwand, 35 x 46,5 cm, Schätzwert € 150.000 – 200.000
Jan Zrzavý, Stillleben mit drei Äpfeln, 1928
Öl auf Leinwand, 35 x 46,5 cm, Schätzwert € 150.000 – 200.000

Von den gegenständlichen sieben Gemälden ist „Stillleben mit drei Äpfeln“ (1928) von Zrzavý das bedeutendste. Die perfekt durchdachte minimalistische Komposition bietet ein wunderschönes Beispiel für die bravourösen Kompositionen des Künstlers, sein koloristisches Talent sowie die meisterhafte Fähigkeit, in seinen Werken mit der Illusion von Raum und Dimensionen zu spielen.

Jan Zrzavý, Stillleben mit zwei Vasen, 1928 Öl auf Leinwand, 27 x 35 cm, Schätzwert € 130.000 – 180.000
Jan Zrzavý, Stillleben mit zwei Vasen, 1928
Öl auf Leinwand, 27 x 35 cm, Schätzwert € 130.000 – 180.000

Den Gegenpol dazu bildet das zweite Gemälde Zrzavýs, „Stillleben mit zwei Vasen“ (1928). Dass die beiden Bilder einander bereits auf den Seiten der ersten großen Monografie Jan Zrzavýs gegenübergestellt wurden, ist kein Zufall. Anders als beim „Stillleben mit drei Äpfeln“ wählte der Maler hier nämlich den Weg der vollkommenen Abstraktion von räumlichen Dimensionen wie Plastizität und zeigte sich bestrebt, die Raumbeziehungen zwischen einzelnen Objekten seines Interesses infrage zu stellen.

Werk und Wirkung

Die Geschichte der beiden Bilder spiegelt wichtige Meilensteine in Zrzavýs Werk und Wirkung wider. Er arbeitete mit Otakar Štorch-Marien und seinem Verlag Aventinum zusammen, wo die Bilder zum ersten Mal in der „Avantiner Mansarde“ ausgestellt wurden. Beide Werke waren auch 1940 zu sehen – ebenso wie in Ausstellungen der 1960er-Jahre, in denen Zrzavý nicht mehr als Pionier der Avantgarde, sondern als einer der wenigen lebenden Klassiker präsentiert wurde.

Es ist bezeichnend, dass beide Bilder auf derselben Seite der späteren Monographie Zrzavýs aus dem Jahr 1941 publiziert sind, die anlässlich einer Schau zu seinem 50. Geburtstag in den Ausstellungsräumen des Prager Gemeindehauses erschien. Nach genau 80 Jahren begegnen einander die beiden Bilder also erneut, nun auf den Seiten eines Auktionskatalogs.

AUKTION

Moderne, 22. Juni, 16 Uhr
Palais Dorotheum, Dorotheergasse 17, 1010 Wien

20c.paintings@dorotheum.at
Tel. +43-1-515 60-358, 386

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