Brueghelfamilie: eine europäische Malerdynastie
Zu den faszinierendsten Phänomenen der europäischen Kunstgeschichte gehören Malerdynastien wie die in Antwerpen beheimatete Brueghelfamilie, die in mehreren Generationen, von der Mitte des 16. bis zum Ende des 17. Jahrhunderts, Gemälde von höchstem künstlerischen Anspruch geliefert haben. Im „Thieme-Becker“, dem klassischen Künstlerlexikon, werden nicht weniger als zwölf Vertreter der malenden Familie Brueghel benannt.
Gleich eine ganze Reihe von Werken von Mitgliedern der Brueghelfamilie findet sich auch in der kommenden Auktion Gemälden Alter Meister.
Besonderer Höhepunkt ist eine Arbeit eines der bedeutendsten Familienmitglieder, Jan Breughel der Ältere, von ihm wird ein wundervolles kleines Gemälde auf Kupfer (Lot 35) versteigert: Eine Flusslandschaft mit in die Tiefe führender atmosphärischer Perspektive, mit Darstellungen kleiner Figürchen, die das Alltagsleben der Zeit des Künstlers beschreiben. Ein wundervolles Bild, das genau dem entspricht, was man sich vom Werk Jan Breughel des Älteren erwartet.
Jan Brueghel wurde 1568 als zweiter Sohn des „Bauernbrueghel“ in Antwerpen geboren. Er starb 1625. Heute bekannt als Jan Brueghel d. Ä., um ihn von seinem gleichnamigen Sohn zu unterscheiden, erwarb er sich wegen seiner Vorliebe für kostbare Stoffe den Beinamen „Samtbrueghel“. Er war einer der erfolgreichsten Künstler seiner Zeit, eng befreundet mit Peter Paul Rubens, mit dem er immer wieder zusammenarbeitete. Jan Brueghel d. Ä. schuf Landschaften, die meist von anderer Hand staffiert wurden, Blumenstillleben, aber auch Genre- und Historienbilder. Seine Werke wurden von den Zeitgenossen schnell als Kostbarkeiten erkannt und wegen ihrer juwelenhaften Brillanz und des leuchtenden Kolorits bewundert. Der Prado in Madrid besitzt nicht weniger als 54 der besten Gemälde des „Samtbrueghels“. Vertreten ist er auch in der Dresdener Gemäldegalerie und in der Alten Pinakothek in München.
Von seinem Sohn Jan Brueghel d. J. (1601–1678) stammt eine paradiesische Landschaft (Lot 63), eine Flussszene, die von zahllosen Tieren bewohnt wird, die am Land, im Wasser und in der Luft leben.
Abraham Brueghel (1631–1697), ein Sohn Jan Brueghels d. J., ging schon mit 18 Jahren nach Italien, wo er sich anfangs in Rom, später in Neapel niederließ. Er spezialisierte sich dort auf dekorative Blumen- und Früchtestillleben, bei denen er sich anfangs an den Werken des Vaters und Daniel Seghers orientierte. Später wurde der Einfluss von neapolitanischen Stilllebenmalern wie Paolo Porpora stärker.
Ein anderes typisches Stillleben Jan Brueghels d. J. (Lot 14) zeigt Blumen in einem Korb neben einer ebenfalls mit einem Blumenarrangement befüllten Schale. Auch ein großes Früchte-Stillleben Abraham Brueghels (Lot 49) findet sich in der Auktion, die Dame wurde durch einen Freund Brueghels, Guillaume Courtois, dem Bild hinzugefügt.
Interessant sind auch die verwandtschaftlichen Querverbindungen der Brueghels zu anderen Künstlerfamilien ihrer Zeit. So heiratete Anna Brueghel, eine Tochter Jan Brueghels d. Ä., 1637 David Teniers II (1610–1690), der zu den berühmtesten flämischen Malern seiner Zeit zählt. Ihre Halbschwester Paschasia verehelichte sich 1624 mit Hieronymus van Kessel (1578–nach 1636), einem Historien- und Porträtmaler. Ihr gemeinsamer Sohn Jan van Kessel d. Ä. (1626–1679) wurde wiederum ein Stilllebenmaler von hohem Rang, der von der Feinmalerei seines Großvaters deutlich beeinflusst wurde. Es ist faszinierend nachzuverfolgen, wie sich das künstlerische Gen Pieter Brueghels mit seinen zahlreichen Nachkommen weiter ausgebreitet hat.
Alte Meister Auktion
Dienstag, 20. Oktober 2015, 17.00 Uhr
Besichtigung: ab 10. bis 20. Oktober 2015
Palais Dorotheum
Informationen zu den Werken der Brueghelfamilie und den anderen Objekten der Auktion finden sie hier, im Online Katalog!