Seine Meeres- und Küstenlandschaften zählen zu den Höhepunkten des OEuvres von Alfred Zoff. Im Spiel von Licht und Farbe bannt er die Atmosphäre der „Brandung bei Boccadasse“ meisterhaft auf die Leinwand.
Der in Graz geborene Landschaftsmaler Alfred Zoff (1852–1927) war einer der führenden Stimmungsimpressionisten Österreichs. Nach dem Studium an der Akademie der bildenden Künste in Wien unter Eduard Peithner von Lichtenfels erlangte er größere Bekanntheit, als Kaiser Franz Joseph im Rahmen der alljährlichen Ausstellung im Wiener Künstlerhaus eines seiner Gemälde erwarb.
Im 19. Jahrhundert war die österreichische Landschaftsmalerei stark vom Akademischen Realismus geprägt. Zoff hatte großes Interesse an der Medizin und am wissenschaftlichen Zugang zum Leben und zur Natur. Er entwickelte einen eigenen Blick für die Menschen und die Landschaft, der sich in seinen Werken widerspiegelt. Für ihn mangelte es dem Realismus an Lebendigkeit, sodass seine Pinselführung mit dem Aufkommen des Impressionismus bald lockerer, der Farbauftrag dicker wurde. Seine Landschaftsbilder verklärten nicht, sondern stellten die Bewegung und die Stimmung in den Mittelpunkt. Nach einem Aufenthalt im kroatischen Fischerdorf Ičići im Jahr 1878 wurden Meeres- und Küstenlandschaften zu Zoffs häufigsten Motiven. 1884 wechselte er an die Großherzoglich Badische Kunstschule Karlsruhe, wo er seine Farbpalette erweiterte und die Impastotechnik noch freizügiger anwandte.
Alfred Zoff hielt sich am liebsten in Kärnten auf, holte sich aber auch in Belgien und Italien Inspiration für seine Arbeiten. Das vorliegende Gemälde ist eine realistische Darstellung des italienischen Dorfes Boccadasse, deren Wirklichkeitsnähe jedoch nicht durch Detailtreue, sondern durch die Bewegung des Wassers entsteht, ist es doch das aufgewühlte Meer vor den steilen Klippen, das dem Bild seine Lebendigkeit verleiht.
Später kehrte Zoff nach Graz zurück und bildete an der Steiermärkischen Landeskunstschule jüngere Generationen von Künstlern aus. Er hatte dadurch einen nachhaltigen Einfluss auf die Entwicklung der österreichischen Malerei und die Verbreitung des Stimmungsimpressionismus über die Landesgrenzen hinaus. Seine Arbeiten bestechen durch exakte Beobachtung. Indem der Künstler immer wieder neue Techniken und Malstile aufgriff, hatte er den Finger stets am Puls der Zeit.
Dimitra Reimüller ist Expertin für Gemälde des 19. Jahrhunderts im
Dorotheum, Amélie d’Arenberg ist Kunsthistorikerin.
AUKTION
Gemälde des 19. Jahrhunderts, 8. November 2022, 17 Uhr
Palais Dorotheum, Dorotheergasse 17, 1010 Wien
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