Am 2. Mai gelangt eine 19 Stück umfassende Fächersammlung aus der Blütezeit der Europäischen Fächermode zur Auktion. Die Fächer einer Alten Wiener Privatsammlung stammen aus Frankreich, Italien, Deutschland und den Niederlanden und können in die Zeit zwischen 1740 und 1800 datiert werden, einer Zeit, in der der Fächer als Modeaccessoire unentbehrlich war.
In Europa war der Handfächer in Form von Radfächern oder Federwedeln in etwa seit dem 12. Jahrhundert bekannt. Der bis heute gebräuchliche „Faltfächer“ stammte ursprünglich aus Ostasien und gelangte zu Beginn des 16. Jahrhunderts an Bord portugiesischer Handelsschiffe nach Europa.
Mit seiner Verbreitung im Laufe des 17. Jahrhunderts begann die Blütezeit der europäischen Fächermode und erlebte ihren Höhepunkt im 18. Jahrhunderts. Zunächst in Frankreich, später auch in anderen europäischen Ländern, begann eine wachsende Zahl sogenannter „Eventaillistes“ aufwendig gestaltete Fächer mit Gestellen aus Elfenbein, Perlmutt und Edelhölzern herzustellen, die Fächerblätter wurden aus Seide, Papier oder der sogenannten „Schwanenhaut“ gefertigt. Bei letzterer handelte es sich um die sehr feine Oberhaut von Ziegen oder Lämmern.
Als Motive waren historische oder mythologische Sujets beliebt, ebenso wie Schäferszenen, Darstellungen des höfischen Lebens oder aktueller politisch-gesellschaftlicher Begebenheiten wie z.B. der ersten bemannten Ballonfahrt 1783. Ein besondere Spielart waren auch die Hochzeitsfächer, populäre Geschenke anlässlich von Verlobungen und Hochzeiten. Als Souvenir von Bildungsreisen nach Italien im Zeitalter der Grand Tour waren Fächer mit Ansichten berühmter Gebäude wie dem Kolosseum oder dem Pantheon beliebt.
Ursprünglich war das Tragen von Fächern der adeligen Bevölkerung vorenthalten. Der Fächer galt als Inbegriff von Eleganz und hatte als nonverbales Kommunikationsmittel einen festen Platz auf galanten Festen und Feiern. Mit dem Erstarken des Bürgertums im Laufe des 18. Jahrhunderts entdeckten dann auch die bürgerlichen Schichten den Fächer für sich.
Legendär ist die sogenannte „Fächersprache“, wobei es festgelegte Bedeutungen für verschiedene Gesten mit dem Fächer gegeben haben soll: so bedeutete etwa „über die Wange gleiten lassen“ „ich liebe dich“. Oder „in der rechten Hand vor dem Gesicht haltend“ „folge mir“. Möglicherweise handelt es sich bei dieser genauen Aufschlüsselung, wie sie auf einem Faltblatt der Fächermanufaktur Duvelleroy aus der Mitte des 19. Jahrhunderts zu finden ist, allerdings einfach um einen genialen Marketingtrick besagter Manufaktur.
Nachdem die Fächerproduktion mit der Französischen Revolution einbricht, Fächer als Symbole des Ancien Regime wenig begehrt waren, kommt es im zweiten Drittel des 19. Jahrhunderts zu einem Wiederaufleben der Fächermode in Europa, an dem besagter Jean-François Duvelleroy wohl nicht ganz unbeteiligt war. Passend zum veränderten Modestil der Zeit, änderte sich auch die Form der Fächer. Wie die Kleider, so wurden auch die Fächer merkbar kleiner. Die Blätter waren oft aus Tüll und bestickter Seide gefertigt und wurden kaum noch bemalt. Auch auf Gemälden der damaligen Zeit werden junge Damen gerne mit Fächern dargestellt und tragen den Zauber, der von dem kleinen handlichen Accessoire ausging, in die heutige Zeit.