Rahmen und Rückseiten
Was können sie über ein Gemälde verraten? Wie helfen sie bei der Zuordnung und Bewertung eines Kunstwerkes? Welche Geheimnisse können mit ihrer Hilfe gelüftet werden
1. Information zu Inhalt und Datierung
Oft geben Notizen auf der Rückseite Aufschluss über die Identität einer porträtierten Person oder der dargestellten Landschaft und helfen bei der Datierung des Werkes. Besonders spannend ist es, wenn ein Sujet jahrelang unbekannt bleibt, bis ein Künstlervermerk auftaucht, der die Identifikation des Dargestellten ermöglicht.
Eigenhändige Bezeichnungen von Künstlern wie handschriftliche Titel, Titelalternativen, Widmungen, Umwidmungen können für die Bedeutung und die Bewertung eines Gemäldes nicht nur interessant, sondern auch von großer Wichtigkeit sein. Es können u. a. Erkenntnisse für die biographische Forschung und die Besitzverhältnisse eines Gemäldes gewonnen werden.
2. Information zur Provenienz und Geschichte eines Gemäldes
Alte Aufkleber und Etiketten, Künstlerhausetiketten, Klebeschildchen, Ausstellungsschildchen, Werkverzeichnisnummern, Einbringungsnummern von Auktionshäusern, Ausfuhrstempel verraten eine Menge über die verschiedenen Stationen, die ein Gemälde im Laufe der Zeit hinter sich gebracht hat.
Die Rückseite des Gemäldes „Totentanz 1809“ von Albin Egger-Lienz erzählt beispielsweise von der Ausstellungsgeschichte des Bildes. Wie das rückseitige Etikett erkennen lässt, wurde es 1918 im Kunstsalon Emil Richter in Dresden präsentiert. Am Rahmen findet sich zudem die Beschriftung: Prof. A. Egger-Lienz in Bozen. Das handschriftliche Rücksendeschildchen des Künstlers bietet weiteres Material.
3. Information über Material und Herkunft
Rahmen, Malkartons, Leinwände und deren Hersteller, Kunstbedarfstempel oder Notizen am Keilrahmen vom Rahmenmacher können interessante Rückschlüsse über die Urheberschaft von Bildern liefern. Bei weitgehend unbekannten Kunstwerken kann die verwendete Leinwand einen ersten Hinweis auf die Region und den Zeitraum der Entstehung bieten. Manche Künstler haben auch nur spezielle Farben oder Leinwände verwendet oder immer vom selben Händler gekauft. Patches, Schnitte, Klebestreifen auf der Rückseite zeugen von früheren Schäden, Restaurierungen oder Formatänderungen und sind insofern für die Bewertung von Bedeutung.
Die Rückseite des Gemäldes von Eugen von Blaas zeichnet ein stimmiges Bild des zutiefst venezianischen Malers. So findet man auf ihr sowohl den Stempel der venezianischen Malerbedarfshandlung „Giuseppe Biasutti Venezia“, als auch Reste des Ausstellungetikettes der 13. Biennale von Venedig im Jahr 1935.