Alte Meister im Doppelpack: die Zusammenarbeit von Hendrik van Balen I und Jan Brueghel I

Hendrik van Balen I. und Jan Brueghel I., Minerva zu Besuch bei den neun Musen (Ovid, Met. V, 250-268)

Dieses wunderbare Gemälde, gemalen von Hendrik van Balen I. in Zusammenarbeit mit Jan Brueghel I.,  thematisiert Minerva unter den Musen – ein bei deutschen und niederländischen Manieristen des frühen 17. Jahrhunderts wie Bartholomäus Spranger, Joachim Wtewael und Hendrik de Clerck beliebtes Thema.

Kunst oder Obszönität?

So konnten Künstler weibliche Akte und exotisch gekleidete Frauen in Verbindung mit kostbaren Musikinstrumenten in phantasievollen Szenerien darstellen. Ein aufgrund seiner raffinierten Komposition und des leuchtenden Kolorits dem vorliegenden Gemälde vergleichbares Werk Hendrick van Balens I in Zusammenarbeit mit Jan Brueghel I, Moses schlägt Wasser aus dem Felsen, welches ebenfalls auf Kupfer ist und identlische Maße aufweist, wurde am 7. Dezember 2012 bei Claude Agutte, Paris, als Lot 20 für € 969.000,- versteigert.

Eine Metamorphose der Zuschreibung

Diesem Gemälde liegt ein schriftliches Gutachten von Klaus Ertz auf Jan Brueghel II. bei (29. Dezember 1981). Zu diesem Zeitpunkt und auch noch zum Zeitpunkt der Publikation seiner Monographie zu Jan Brueghel II. war Ertz das Vorhandensein des rückseitigen auf 1608 datierten Stempels des Antwerpener Panel Makers Peter Staas nicht bekannt. Auf dieser Marke mit ihrer Datierung und auf der eindrucksvollen Qualität dieses Bildes beruht die Identifikation von Jan Brueghel I. als den Maler der Landschaft, der Blumen und der Musikinstrumente. Der Sohn Jan Brueghel II. war 1608 erst sieben Jahre alt und scheidet daher aus.

Ertz identifizierte die Figuren dieser auf den Metamorphosen Ovids beruhenden mythologischen Darstellung. Er schrieb 1984: „Alle Figuren sind von der Hand Hendrik van Balens; sie sind wie folgt von links nach rechts zu identifizieren: die beiden Singenden – Euterpe, Erato, Terpsichore oder Kalliope (?); Minerva – mit Lanze, Schild und Helm; Urania – mit der Laute (Königin der Instrumente im 17. Jahrhundert); Polyhymnia – mit dem Cello; Melpomene – mit der Querflöte; Thalia – mit der ‚lira da braccio‘ (eine Art Geige); Klio – an der Orgel; der Rückenakt und die Singende – Euterpe, Erato, Terpsichore oder Kalliope (?)“.

Van Balen: ein Leben im Dienst der Musen

Bereits mit 17 wurde Hendrick van Balen I. Meister in der Antwerpener St. Lukasgilde. 1609 wurde er Dekan der Gilde. Er war ein begnadeter Figurenmaler und staffierte in vielen dokumentierten Fällen die Landschaften von Malern wie Jan Brueghel I, Jan Brueghel II, Gillis van Coninxloo, Frans Francken II, Abel Grimmer, Jan van Kessel I, Joos de Momper, Frans Snyders, Jan Tilens, Lucas van Uden, Sebastian Vrancx und Jan Wildens. Von seiner Zusammenarbeit mit Jan Brueghel I sind nur wenige Beispiele überliefert. Typisch für ihn sind kleine, elegante Figuren und subtil gestaltete Akte.

Bei „Minerva zu Besuch bei den neun Musen“ zeigt Balen sich auf der Höhe seiner Kunst als Figurenmaler. Es gelang ihm eine gleichermaßen raffinierte wie ausgewogene Komposition in Verbindung mit einem juwelenhaft strahlenden Kolorit. Jan Brueghel I gestaltete in kongenialer Manier den Landschaftshintergrund und die Stilllebenelemente.In der Zusammenarbeit dieser beiden hoch talentierten Künstler entstand ein Gemälde, das zu den Meisterwerken ihrer Zeit gerechnet werden kann.

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AuktionAlte Meister

When: 19.04.2016 – 17:00

Where: Palais Dorotheum Wien

 

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