Die Werke von Arnaldo Pomodoro fügen sich in den umgebenden Raum ein, ob es sich nun um monumentale Skulpturen für öffentliche Plätze handelt oder um Werke von deutlich kleineren Dimensionen, wie die beiden Skulpturen „Rotante primo sezionale n. 4“ und „Soglia: a Eduardo Chillida“.
Obwohl sich die Skulpturen von Arnaldo Pomodoro formal stark unterscheiden, zieht sich durch sein künstlerisches Schaffen ein roter Faden. Seine Arbeiten sind sofort erkennbar. Pomodoro schafft klare und lineare geometrische Formen, deren Oberflächen sich, wie ausgehöhlt, öffnen, um ihr Inneres zu enthüllen: Freigelegt wird ein originelles Geflecht aus Einschnitten, spitzen Erhebungen und keilförmigen Elementen, das die Bronzen von Arnaldo Pomodoro unverwechselbar macht.
Die Wahl eines Materials wie Bronze, das sich perfekt für die Schaffung solcher Formen eignet, knüpft an Pomodoros Arbeit als Goldschmied an, die sich als prägend für seine eigenen künstlerischen Anfänge wie auch für die seines Bruders Gio erwies. Ihr verdankt sich auch die Aufmerksamkeit für kleinste Details, die seine Werke auszeichnen.
Pomodoro lebte als Künstler am Puls der Zeit. Ab Mitte der 1950er-Jahre wohnte er in Mailand, wo er unter anderem mit Lucio Fontana und Fausto Melotti sowie dem Fotografen Ugo Mulas verkehrte. In diesen Jahren kam er erstmals auch nach Paris, wo er die Gelegenheit hatte, die Skulpturen von Alberto Giacometti und Constantin Brâncuși zu sehen. Seine erste Reise nach Übersee führte ihn nach New York, wo er mit den Protagonisten des Action Painting und des abstrakten Expressionismus in Kontakt kam.
Trotz der vielfältigen Einflüsse, denen der Künstler in Mailand und auf seinen Reisen ausgesetzt war, lassen sich in seinen Werken keine unmittelbaren Bezüge auf die ihn umgebenden Strömungen erkennen. Pomodoro verfolgte seinen eigenen Weg, wie die hier vorgestellten Skulpturen zeigen: Die Charakteristika seines Werks sind, obwohl sie im Abstand von mehreren Jahren entstanden, in beiden Arbeiten deutlich zu erkennen.
„Rotante primo sezionale n. 4“ (1966–1990) ist eine Kugel, die auf einem quadratischen Sockel ruht, Nummer fünf einer neunteiligen Serie. Kugel und Sockel bestehen beide aus Bronze. Die Kugel ist eine jener Formen, mit denen sich der Künstler immer wieder auseinandersetzte. Hier ruft sie sowohl durch den Titel als auch in der bildhauerischen Umsetzung vage Assoziationen an den Weltraum hervor: Die Form wird durch einen breiten Streifen diagonal halbiert, als hätte sich der Ring eines Planeten in denselben hineingegraben.
„Soglia: a Eduardo Chillida“, ein späteres Werk aus dem Jahr 2003, ist eine Hommage an den baskischen Bildhauer Chillida, der für seine monumentalen Schmiedearbeiten bekannt ist. Drei Bronzeblöcke ruhen auf einem schmalen Sockel und sind so platziert, dass eine Lücke entsteht, eine Schwelle („soglia“), die uns in einen neuen Raum hineinzuführen scheint. Obwohl dieses Werk keine monumentalen Ausmaße hat, beherrscht es den Raum: Die beiden vertikalen Elemente legen ihre tragende Funktion offen und scheinen an ihren Innenseiten wie durch Erosion abgetragen. Sie werden ihrerseits zu Säulen und tragen einen zentralen Block, der sie von einer Seite zur anderen durchstößt, wobei seine Oberfläche in ihrem ganzen kostbaren Glanz erhalten bleibt.
AUKTION
Zeitgenössische Kunst, 29. und 30. November 2023, 18 UhrPalais Dorotheum, Dorotheergasse 17, 1010 Wien
Tel. +43-1-515 60-358, 386, 765