sharitô: ein seltenes buddhistisches Reliquiar in Form einer Pagode

sharitô

Ein sehr seltenes buddhistisches Reliquiar in Form einer Pagode (sharitô) aus Japan, aus dem Jahr 1698 kommt am Mittwoch, den 2. Dezember in der Asiatischen Kunst Auktion zur Versteigerung. Sehr wenige dieser „Modelle“ aus der Edo-Zeit sind erhalten, die Reliquienverehrung hat im buddhistischen Glauben aber eine interessante Geschichte.

Im buddhistischen Kontext beziehen sich Reliquien (jap. shari) meist auf die sterblichen Überreste des historischen Buddha Shakyamuni. So wurden, der Legende nach, gleich nach seinem Tod im 5. oder 4. Jh. v. Chr. die Asche und Knochenreste an acht indische Fürsten verteilt, die sie dann wiederum in dafür errichteten stûpa, halbkugelförmigen Gedächtnismonumenten, beisetzen ließen. Dies war der Beginn der eng mit dem Buddhismus verbundenen Reliquienverehrung, die sich zusammen mit der buddhistischen Lehre über Zentralasien und China nach Japan ausbreitete und dort zum ersten Mal 585 n. Chr. erwähnt ist.

In Ostasien übernahm die Form der turmartigen Pagode die Funktion des stûpa. Die Behälter mit den Reliquien wurden dann meist im Basisstein des Mittelpfeilers des Tempels versenkt, dadurch wurden sie zum kultischen Zentrum des Tempels.
Seit der Heian-Periode (794–1185 n. Chr.) wurden Reliquienbehälter dann in Pagodenform (sharitô) auch in den Haupthallen der Tempel zur Schau gestellt und ihre Anbetung durch Gläubige gestattet. Die meisten der heute noch erhaltenen sharitô stammen aus der späten Heian- und der Kamakura-Periode (1185–1333). Neben sehr abstrahierten Formen gibt es mehr oder weniger originalgetreue Modelle realer architektonischer Holzpagoden, zumeist aus vergoldeter Bronze wie z.B. das Pagodenreliquiar auf einer Schildkröte im Tôshôdaiji in Nara (Nationalschatz), aus dem 12. Jahrhundert. Dieses ähnelt dem vorliegenden Reliquiar in vielen Punkten.

sharitô
„Genroku jûichi sai tsuchinoe tora rokugatsu hi sharitô shi Miyajima Hanjirô Fujiwara Seiji kore o saku Rakuyô jû“. – übersetzt: Gefertigt vom Meister der Pagodenreliquiare, Miyajima Hanjirô Fujiwara Seiji aus Rakuyô (Kyôto), im 11. Jahr der Genroku-Ära mit den zyklischen Zeichen tsuchinoe tora (1698), an einem Tag im 6. Monat.

Vielfältig ist der große Raum Asien, vielfältig sind die Objekte in der Auktion am 2. Dezember. So findet sich ein Relief einer Baumnymphe, yakshi, aus Indien, Mathura, aus dem 2./3. Jahrhundert (Schätzwert € 5.000 – 7.000) genauso unter dem Angebotenen wie ein chinesisches Terrakotta-Pferd aus der Han Dynastie, rot bemalt, mit weißem Zaumzeug und einem losen Schweif zum Einstecken (Schätzwert € 4.000 – 6.000).

sharitô einer Baumnymphe
Relief einer Baumnymphe, yakshi, Schätzwert € 5.000 – 7.000
einer Baumnymphe: Terrakotta-Pferd
Terrakotta-Pferd, China, Han Dynastie, Schätzwert € 4.000 – 6.000

 

Asiatische Kunst Auktion 
Mittwoch, 2. Dezember 2015, 16 Uhr
Palais Dorotheum Wien

Sehr seltenes buddhistisches Reliquiar in Form einer Pagode
sharitô
Japan, Edo-Periode, datiert 1698
Feuervergoldete Bronze
Sockel mit Holzkern
Aus vielen Teilen, in 4 Hauptbestandteile zerlegbar
Schätzwert € 95.000 – 150.000

 Weitere Informationen zur Auktion finden Sie im Online Katalog!

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